
Wilhelmshaven
Kaum ist die Weltklimakonferenz COP in Sharm el-Sheikh vorbei, dreht sich schon wieder eine Länderkonferenz um das Thema Klima – diesmal steht das Wattenmeer im Mittelpunkt. Auf der 14. Wattenmeer-Tripartite-Konferenz in Wilhelmshaven wollen Vertreter der drei Nachbarstaaten Dänemark, Deutschland und Niederlande ab Montag über ihre Zusammenarbeit beim Unesco-Weltnaturerbe diskutieren. Im Mittelpunkt des viertägigen Treffens stehen unter anderem Maßnahmen zum Schutz des Wattenmeeres vor den Auswirkungen des Klimawandels und die Nutzung des Meeres für den natürlichen Klimaschutz, wie vom Bundesumweltministerium angekündigt.
Deutschland hat seit 2018 den Vorsitz der gemeinsamen Wattenmeerkooperation, die zwischen den Ländern seit 1978 besteht. Auf der alle vier Jahre stattfindenden Wattenmeerkonferenz stimmen die Länder ihr Vorgehen ab. Angesichts immer drängenderer Fragen zu den Folgen des Klimawandels sprechen einige Teilnehmer des diesjährigen Treffens von einer „Mini-COP“ – einer Art Mini-Weltklimakonferenz für das Wattenmeer.
Der Klimawandel verändert das Ökosystem Wattenmeer
Der Klimawandel hat das über 11.500 Quadratkilometer große Wattenmeer längst erreicht. Steigender Meeresspiegel, Erwärmung, extreme Wetterereignisse – all das hat Folgen für das weltweit größte zusammenhängende Schlamm-Sand-Schlamm-System mit seinen rund 10.000 Tier- und Pflanzenarten.
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Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne), die am Dienstag zur Nordseekonferenz erwartet wird, sagte, die Klima-, Verschmutzungs- und Biodiversitätskrise verstärke den Druck auf das Wattenmeer und seine Artenvielfalt. „Umso dringender ist es, dass die drei Wattenmeerländer Deutschland, Dänemark und die Niederlande zusammenarbeiten und den Schutz unserer Meere und Küsten vorantreiben“, wurde der Minister der Deutschen Presse-Agentur zitiert.
Ziel sollte auch sein, dass die drei Länder voneinander lernen – etwa beim Schutz des natürlichen Klimas. Das Wattenmeer kann in Salz- und Seegraswiesen sowie Schlickböden erhebliche Mengen an Treibhausgasen speichern. „Diese Funktionen möchten wir gemeinsam mit den Küstenstaaten durch umfangreiche Maßnahmen im Rahmen des Aktionsplans Natürlicher Klimaschutz stärken“, sagte Lemke.
Umweltschützer stehen dem LNG-Terminal kritisch gegenüber
Gleichzeitig steigt der Nutzungsdruck auf das wertvolle Ökosystem – das macht sich besonders am Tagungsort in Wilhelmshaven bemerkbar. Dort soll in wenigen Wochen ein schwimmendes Terminal für den Import von verflüssigtem Erdgas (LNG) in Betrieb genommen werden. Umweltschützer befürchten, dass die Einleitung von mit Bioziden behandelten Abwässern Folgen für das nahegelegene Wattenmeer haben wird. Weiter westlich der Insel Borkum an der niederländischen Grenze soll zudem ein neues Erdgasfeld in der Nähe des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer erschlossen werden. Und im schleswig-holsteinischen Wattenmeer wird über den Ausbau der Ölförderung auf der Plattform „Mittelplate“ nachgedacht.
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Umweltschutzverbände fordern seit langem den Ausstieg aus der fossilen Energiegewinnung im Wattenmeer. Ein solches Engagement der Nachbarländer sei dringend erforderlich, sagte der Leiter des Wattenmeerbüros des WWF in Husum, Hans-Ulrich Rösner. Ob dies jedoch auf der Konferenz geschehen wird, ist fraglich. „Wenn Deutschland klagt, dass die Ölstaaten in Sharm el-Sheikh alles blockieren und nichts getan wurde, um aus fossilen Energieträgern schneller auszusteigen, dann liegt das jetzt in unserer Hand“, sagte er.
Schutz des Wattenmeeres „von größter Bedeutung“
Niedersachsens Gastgeber, der neue Umweltminister Christian Meyer (Grüne), betonte im Vorfeld der Konferenz, dass der Schutz des Wattenmeeres „von allergrößter Bedeutung“ sei. Die Wattenmeerkonferenz ist der Ort, um unterschiedliche Interessen zu „vereinen“. So ist beispielsweise der Ausbau der Offshore-Windkraft notwendig, auch wenn das Eingriffe für das Wattenmeer bedeutet. „Aber wir brauchen erneuerbare Energien, insbesondere im Meer, um den Klimawandel zu stoppen“, sagte Meyer.
Schleswig-Holsteins Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne) kündigte an, auf der Konferenz darüber diskutieren zu wollen, wie der Ausbau der Windkraft vor dem Wattenmeer umweltfreundlich gestaltet werden könnte. „Noch mehr als bisher wollen wir mit unseren Partnern in der Wattenmeerregion Wege und Ansätze finden, um gemeinsam über Klima- und Naturschutz nachzudenken“, sagt Goldschmidt.
Das Gastgeberland Niedersachsen erwartet zur Konferenz vom 28. November bis 1. Dezember rund 250 Teilnehmer aus Verwaltung, Wissenschaft, Umweltverbänden und Unternehmen. Organisationen und Arbeitsgruppen haben außerdem Workshops zu Themen wie Meeresnatur, Klimawandel, Ressourcenschutz, Schiffssicherheit und nachhaltige Häfen, nachhaltiger Tourismus, Biosphärenreservate Wattenmeer und Freiwilligennetzwerke geplant.