Arbeitsmarkt: Studentenzahl sinkt, doch Niedergang der Ausbildung geht weiter

ZDie Zahl der Studierenden in Deutschland ist erstmals seit rund 15 Jahren zurückgegangen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ist sie im Vergleich zum Vorjahr um ein Prozent gesunken. Zuvor ist sie seit 2007 stetig gestiegen. Aktuell sind 2,915 Millionen Menschen an einer deutschen Hochschule eingeschrieben, knapp 30.400 weniger als im Wintersemester 2021.

Allerdings steigt die Zahl der Studienanfänger. Das sind 0,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Im Jahr 2022 haben 474.100 Personen ein Studium aufgenommen, was einem Zuwachs von 1.800 entspricht.

Angesichts des Fachkräftemangels lassen sich aus den neuen Zahlen – zumindest teilweise – positive Trends ableiten. Mit 41.100 Studierenden im ersten Semester haben 2,6 Prozent mehr Menschen ein Informatikstudium begonnen als 2021. Zuwächse gab es auch im Maschinenbau und in den Verfahrenstechnik: 23.200 Menschen immatrikulierten sich, was einem Plus von 1,5 Prozent entspricht. Ein kleines Plus von 1,9 Prozent verzeichnete auch die Elektrotechnik und Informationstechnik mit 13.300 Studienanfängern. Für andere Fächer liegen dem Amt noch keine konkreten Zahlen vor.

Die Gründe für den leichten Rückgang der Studierendenzahlen sind auf zwei Faktoren zurückzuführen. Laut Destatis ist seit 2017 die Zahl der jungen Menschen in den „anfängerrelevanten Altersgruppen“ zurückgegangen – also die Kohortengröße rückläufig. Zudem ist die Zahl der internationalen Studierenden seit 2020 aufgrund von Einschränkungen nach der Pandemie stark zurückgegangen.

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Immerhin ist dieser Trend nun gestoppt. Die Zahl der Ausländer an den deutschen Hochschulen ist wieder gestiegen, was zum Teil die Immatrikulation unter den Studienanfängern erklärt. Im laufenden Wintersemester waren es etwa 350.000. Statistiker sehen zudem „eine verstärkte Studienneigung bei Studienberechtigten“. Daher ist der Trend der akademischen Karrieren nach wie vor erkennbar.

Für den Arbeitsmarkt sind das keine guten Nachrichten. Denn die Entwicklung an den Hochschulen erklärt auch die erschreckenden Zahlen für die Berufsbildung. Nach Angaben des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) wurden 2007 knapp 626.000 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen, gegenüber 473.000 im Vorjahr.

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Dass die Zahl der Studierenden und insbesondere der Auszubildenden zurückgeht, liegt vor allem an der rückläufigen Zahl der Absolventen. 2013 waren es laut Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) bundesweit noch 555.003, 2022 werden es immer noch 450.901 sein – für 2025 wird ein weiterer Rückgang auf 445.091 prognostiziert.

Das führt dazu, dass es für viele Ausbildungsplätze einfach zu wenig Bewerber gibt. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) hat deshalb sogenannte Nachvermittlungskampagnen gestartet. Insgesamt suchten zwischen Oktober und November noch rund 48.000 gemeldete Bewerber eine Ausbildung, so die BA auf Nachfrage.

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16.000 von ihnen haben Alternativen wie Weiterbildung oder Teilzeit gefunden, suchen aber noch einen Ausbildungsplatz. Gleichzeitig fehlen noch 29.000 Ausbildungsplätze. Die Verhandlungen dauern bis Januar.

Für die nächsten 40 Jahre werden jährlich mindestens 260.000 Einwanderer benötigt

Und der Arbeitsmarkt braucht sie dringend. Nach Angaben des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) benötigt Deutschland in den nächsten 40 Jahren jährlich mindestens 260.000 Nettozuwanderer aus EU- und Nicht-EU-Staaten, um den Personalbedarf von Staat und Unternehmen zu decken.

Mit der geplanten Novelle des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes will die Ampel nun vor allem Arbeitskräfte ins Land holen. Aber auch für Studierende und Auszubildende aus Nicht-EU-Staaten soll es Vergünstigungen geben.

Hans Peter Wollseifer, Präsident des Handwerks, fordert beispielsweise, Ausländerbehörden zu “echten Willkommenszentren” zu machen. Heil und seine Kabinettskollegen blieben vage, wie Studenten und Praktikanten rekrutiert werden sollten.

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„Wir haben zwei Millionen offene Stellen und 2,5 Millionen Arbeitslose. Dass es ein Missverhältnis gibt, ist deutlich zu sehen“, sagt WELT-Stellvertretender Chefredakteur Robin Alexander zur Fachkräfteeinwanderungsdebatte. Man muss sich auch fragen, wie man Menschen in Deutschland dazu bringt, zu arbeiten.

Eine der größten Lücken besteht im MINT-Bereich. Der Fachkräftemangel in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik wird auf 326.100 Fachkräfte geschätzt. „Der IT-Fachkräftemangel macht Unternehmen zunehmend zu schaffen und wird sich in den kommenden Jahren dramatisch verschärfen“, sagt Achim Berg, Präsident des Digitalverbands Bitkom. „Der demografische Wandel führt dazu, dass deutlich weniger junge Menschen mit IT-Qualifikation in den Arbeitsmarkt eintreten, während gleichzeitig immer mehr ältere Menschen relevante Berufe verlassen“, sagt Berg.

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Aber diese Analyse ist nicht erfolgreich. Ausgerechnet in der IT-Branche geht der Trend in die entgegengesetzte Richtung. Obwohl allein in der Privatwirtschaft bereits 137.000 Fachkräfte fehlen, tun viele Unternehmen nicht genug, um mehr Nachwuchs zu gewinnen: Es gibt weit mehr Bewerber als Ausbildungsplätze.

Laut BA kamen in diesem Jahr auf 199 Bewerber nur 100 Auszubildende für den Beruf des Softwareentwicklers. Keine Ausnahme: Bei allen Praktika im Bereich Informatik liegt das Angebot unter der Nachfrage: Auf 20.700 Bewerber kamen 18.500 Plätze.

Aber auch bei den Teilnehmerzahlen ist ein positiver Trend zu erkennen. Im vergangenen Jahr wurden 15.800 Ausbildungsverträge zum Fachinformatiker abgeschlossen, was einer Steigerung von gut fünf Prozent entspricht. Auch der erst seit 2018 bestehende Beruf E-Commerce-Kaufmann konnte im Vergleich zum Vorjahr um 26 Prozent oder 1.900 Auszubildende zulegen.

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