Banken buhlen um Sparer – Zinsen steigen nach langer Flaute wieder

Aktualisiert am 27.12.2022 um 6:29 Uhr

  • Banken und Sparkassen entdecken nach Jahren der Stagnation wieder Sparer, die von steigenden Zinsen profitieren.
  • Das Thema Negativzinsen ist jedoch nicht für immer vom Tisch.

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Millionen Sparer in Deutschland freuen sich: Nach dem Ende der Zinssenkung kämpfen die Kreditinstitute wieder um ihre Gunst. „Wir sehen gerade bei den Top-Anbietern derzeit einen intensiven Wettbewerb um das Anlegersparen“, sagt Oliver Mayer von der Vergleichsplattform Verivox. Die Zinsen für Spareinlagen steigen insgesamt, und angesichts des Wettbewerbs unter den Finanzinstituten ist laut Mayer noch lange kein Ende. „Um nicht ins Hintertreffen zu geraten, sind die Institute gezwungen, die Rahmenbedingungen kontinuierlich zu verbessern. Kehrseite höherer Zinsen: Für Kreditnehmer wird es teuer.

Laut Schätzung von Verivox werden landesweit Angebote für zweijährige Festgeldanlagen jetzt mit einem durchschnittlichen Zinssatz von 2,09 Prozent (Stand: 20. Dezember) verzinst. Im August waren es nur noch 0,82 Prozent. Nach Jahren der Null- und Negativzinsen liegt die Rendite von Money Call bei durchschnittlich 0,45 Prozent. Eine hohe Inflation schmälert jedoch die Rendite.

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Regionalbanken hinken hinterher

Regionalbanken hinken laut Einschätzung hinterher. Der durchschnittliche Zinssatz für zweijährige Festgelder bei Volksbanken, Raiffeisenbanken und Spardabanken beträgt 1,14 Prozent. Sparkassen zahlen durchschnittlich 1,21 Prozent für Termineinlagen. Im Durchschnitt liegen die Tagesgeldzinsen bei regionalen Instituten leicht über der Nulllinie.

„Landesbanken müssen aufpassen, dass ihre Kunden nicht weglaufen“, sagt Mayer. „Einige Wettbewerber werben derzeit in einem Konkurrenzumfeld und versuchen, anderen Banken Kunden abzujagen“, sagt der Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH. Verivox bewertet nach eigenen Angaben alle 700 Banken mit Tages- und Festgeldangeboten, die ihre Zinssätze online veröffentlichen. Auch das Verbraucherportal Biallo meldet einen Anstieg der Zinsen.

Nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) im Kampf gegen die hohe Inflation die Zinsen in mehreren Stufen angehoben hat, wächst das Interesse der Sparer. Finanzinstitute verdienen Geld, indem sie mehr Zinsen auf Kredite kassieren, als sie an Einleger zahlen.

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Nach den Daten des Vergleichsportals Check24 kostet beispielsweise ein Kredit in Raten von 10.000 Euro bei einer Laufzeit von 60 Monaten bei Aufnahme im Januar 187 Euro pro Monat. Für einen Kredit mit gleicher Höhe und Laufzeit wurden Mitte Dezember 196 Euro monatlich fällig.

Deutlich gestiegene Überziehungszinsen

Stiftung Warentest meldet einen deutlichen Anstieg der Dispozinsen bei von Banken gewährten Dispokrediten. „Wenn Banken derzeit ihre Überziehungszinsen erhöhen, tun sie dies sofort. „Seit Mai hat die Dynamik zugenommen“, berichtete kürzlich Heike Nicodemus vom Stiftungsmagazin „Finanztest“. Laut einer Auswertung (Stand 21.12.) von gut 450 Kontomodellen bei 171 Banken verlangen Kreditinstitute aktuell durchschnittlich 9,94 Prozent Zinsen für Kontokorrentkredite. Im Mai, vor der Girokonto-Untersuchung von Financetest, waren es bei einer Stichprobe 9,25 Prozent.

Am 21. Juli erhöhte die EZB zum ersten Mal seit elf Jahren die Zinsen in der Eurozone. Damit entfällt auch der Einlagezinssatz von 0,5 Prozent, den Banken zahlen mussten, wenn sie Gelder bei der Zentralbank parkten. Viele Finanzinstitute haben die Kosten dafür als sog

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Die Frage der Depotgebühren ist noch vom Tisch

Trotz Zinswende ist das Thema endlich nicht vom Tisch. So will etwa Commerzbank-Privatkundenvorstand Thomas Schäffler das Instrument der Notverwahrungsgebühr nicht ganz aufgeben. Auch Schaffler betonte: “Aber es ist kein Werkzeug – und da sind wir uns alle einig -, dass wir in normalen Zeiten wieder aus dem Werkzeugkasten raus wollen.”

Auch Verbraucherschützer wollen Depotkosten für Privatkunden künftig ausschließen. Zu diesem Thema sind derzeit sechs Klagen des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv) anhängig. „Wir sehen keinen Anlass, die Klagen zurückzuziehen, bis die Banken unsere Forderung als berechtigt anerkennen oder Unterlassungserklärungen abgeben“, betont vzbv-Rechtsreferent David Bode. „Wir vermuten, dass Depotgebühren tatsächlich auf Zinsen auf Zentralbankeinlagen zurückzuführen sind, zumal die EZB den Banken seit 2019 hohe Entlastungsbeträge gewährt. Werden zu Unrecht Depotgebühren erhoben, könnten Bankkunden Anspruch auf Erstattung haben, sagen Verbraucherschützer.
©dpa

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