Das Jahr 2022 – Comeback der Inflation

Eigentlich ging es im Herbst 2021 los: Die Preise stiegen deutlich und die Inflationsrate stieg im Dezember auf über fünf Prozent. Allerdings waren weder die EZB noch die meisten Ökonomen besonders alarmiert. Sie führen Preissteigerungen auf die Corona-Krise, Lieferengpässe, die Produkte teurer gemacht haben, oder statistische Basiseffekte zurück. EZB-Präsidentin Christine Lagarde sagte Ende 2021, dass es unter den gegebenen Umständen „höchst unwahrscheinlich“ sei, dass die Zentralbank die Zinsen im Jahr 2022 anheben werde.

Der Krieg in der Ukraine verändert alles

Selbst der damalige Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung war noch entspannt. Aber nicht lange. In unserer BR24-Talkreihe „Die wirtschaftlichen Folgen des Krieges in der Ukraine“ sagte er:

“Mit Beginn des Krieges in der Ukraine am 24. Februar war eigentlich klar, dass es ganz anders kommen würde.” Marcel Fratscher

Und so geschah es: Die Preise stiegen und stiegen immer schneller. Vor allem die Energiepreise, aber auch die Lebensmittelpreise sind deutlich gestiegen. Plötzlich hatten wir Inflationsraten von über elf Prozent.

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Verloren durch Arteninflation

Ökonomen, Notenbanker, aber auch Politiker hinterließen einen etwas niedergeschlagenen Eindruck. Weil die Inflation so lange keine Rolle gespielt habe, sei sie weitgehend vom “Wahrnehmungsradar” verschwunden, sagt der Präsident des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung, Gabriel Felbermayr.

Das gilt auch für viele Bürger. Sie waren und sind unsicher. Die Angst vor einer Hyperinflation ging um. Da war sie wieder, die sogenannte deutsche Angst vor einer großen Währungsabwertung. Offenbar im kollektiven Gedächtnis der Deutschen verankert.

Ist es schon Hyperinflation?

Nein, sagt BayernLB-Chefvolkswirt Jürgen Michels. Es ist eine übertriebene Angst. Darüber können wir erst sprechen, wenn ihm die Kaufkraft praktisch in den Fingern zergeht. Genau wie vor 100 Jahren. Damals ging man mit Koffern voll wertlosem Geld zum Bäcker, um wenigstens ein Brot zu holen, und am nächsten Tag konnte es nur noch für ein Brötchen reichen.

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Davon sind wir weit entfernt. Denn in einer Hyperinflation geraten die Preise völlig außer Kontrolle, das Vertrauen in die Währung ist komplett zerstört und eine Währungsreform ist der einzige Ausweg.

Galoppierende oder galoppierende Inflation?

Auch an eine galoppierende Inflation ist derzeit nicht zu denken. Wir sprechen davon, wenn die Verbraucherpreise im Durchschnitt um mehr als 20 Prozent steigen. Die aktuelle Situation wird in Fachbüchern als Bissinflation bezeichnet.

Je nach Definition liegt er zwischen fünf und 20 Prozent. So etwas passierte bereits in den 1970er Jahren, ausgelöst durch den Ölpreisschock. Mit einer rigiden Geldpolitik gelang es der Bundesbank, sie wieder einzufangen.

Die EZB erhöht die Zinsen

Die EZB ist jetzt für die Stabilität unseres Geldes verantwortlich. Sie kündigte im Juni an, die Zinsen im Juli zum ersten Mal seit 11 Jahren anzuheben. Angestrebt war zunächst nur eine Erhöhung um 0,25 Prozentpunkte, doch die Preise stiegen weiter so schnell, dass der Zinssatz sogar um 0,5 Prozentpunkte angehoben wurde.

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Noch größere Schritte folgten im September und Oktober – der Zins stieg jeweils um 0,75 Prozentpunkte, im Dezember um einen halben Prozentpunkt – auf aktuell 2,5 Prozent.

Es wird Schmerzen

Durch die Zinserhöhung soll die Nachfrage reduziert werden, die derzeit einem knappen Angebot gegenübersteht – um Angebot und Nachfrage in Einklang zu bringen. Dann sinkt laut Lehrbuch auch der Preis wieder. Es bleibt jedoch nicht ohne Folgen. Höhere Zinsen bedeuten auch höhere Kreditkosten. Dadurch wird die Kreditaufnahme für Verbraucher, Unternehmen und Regierungen teurer.

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