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Deutschland war nach Großbritannien immer der wichtigste Verbündete der USA in Europa. Offenbar hat sich das geändert.
WASHINGTON, DC – Deutschland scheint nach Großbritannien der zweitwichtigste Verbündete der USA zu sein. Das sagte ein US-Militärgeneral in Europa Politiker. “Endlose Diskussionen über den Wiederaufbau der Bundeswehr und ihre fehlende strategische Kultur” schmälerten die Nützlichkeit Deutschlands als Verbündeter. Die Fed bleibt jedoch ein wichtiger Logistikknotenpunkt für das US-Militär. Im Gegenzug habe sich Polen “zu unserem wichtigsten Partner in Kontinentaleuropa entwickelt”, sagte der US-General.
Politisch stehen sich die Regierungen beider Länder nicht sehr nahe. Aber: Washington und Warschau haben bei der militärischen Unterstützung der Ukraine eng zusammengearbeitet. Die Stadt Rzeszów im Südosten Polens ist nicht nur zu einem Einreisehafen für ukrainische Flüchtlinge geworden, sondern auch zu einem wichtigen Umschlagplatz für US-Waffen auf dem Weg in das Kriegsgebiet. So fliegt das US-Militär beispielsweise die für die Ukraine so wichtigen Himar-Raketenwerfer über den 200.000-Flughafen der Stadt.
Krieg in der Ukraine: Polen liefert Kriegsgerät im Wert von 1,8 Milliarden Euro
Polen ist nicht nur ein Knotenpunkt. Das deutsche Nachbarland ist selbst einer der größten Waffenlieferanten der Ukraine im Kampf gegen Russland. Nach Angaben des Kieler Instituts für Wirtschaftsforschung schickte Polen bis Oktober Rüstungsgüter im Wert von 1,8 Milliarden Euro in die Ukraine – an dritter Stelle hinter Großbritannien und den USA und vor dem viertplatzierten Deutschland. Bereits im April lieferte Polen 200 sowjetische T-72-Panzer an seinen Nachbarn im Konflikt in der Ukraine. Unter dem Eindruck des russischen Angriffs hat auch Polen ein beispielloses Programm zur Aufrüstung seines Militärs gestartet, von dem auch die USA profitieren.
So bestellte Warschau etwa 250 amerikanische Kampfpanzer vom Typ Abrams im Wert von fast fünf Milliarden Euro, um die gelieferten sowjetischen Panzer zu ersetzen. Polen lieferte weitere 180 Kampfpanzer und 200 Panzerhaubitzen nach Südkorea. Insgesamt will Warschau die Rüstungsausgaben von 2,4 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung auf 5 Prozent erhöhen – das Ziel der Nato sind zwei Prozent pro Land und Jahr für Rüstungsausgaben. Erklärtes Ziel von Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak ist es, Polen zur “mächtigsten Landstreitmacht Europas” zu machen.
“Kein westliches Land will sein Militär so schnell aufrüsten wie Polen”, heißt es darin Politiker der Fachjournalist Mariusz Cielma. „Wer die polnischen Rüstungsaufträge an Land zieht, wird jahrzehntelang davon profitieren, denn auch die Wartung und Reparatur des Geräts gehört dazu“, sagt Cielma. (jfw)