
Sie erbeuteten einst Kunstschätze
Deutschland gibt Benin-Bronzen zurück
19.12.2022, 20:22 Uhr
Mit der Rückgabe von 20 Bronzen aus Benin wollen Claudia Roth und Annalena Baerbock ein Zeichen zur Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit setzen. Damit gebe Nigeria “ein Stück seiner kulturellen Identität zurück”, sagt Roth.
Kulturministerin Claudia Roth hat die Rückgabe wertvoller Benin-Bronzen aus fünf deutschen Museen an Nigeria als „historisch“ bezeichnet. „Es ist ein historischer Tag, an dem wir zurückbringen, was uns nie gehört hat“, sagte der Grünen-Politiker nach einem Besuch in Benin City. Roth besuchte auch die Gilde der Bildhauer, die dort noch Kupfer- und Messingarbeiten gießen.
Roth und Außenministerin Annalena Baerbock enthüllen an diesem Dienstag in Nigerias Hauptstadt Abuja 20 der kostbaren Kunstschätze, die sich zuvor in Museumssammlungen in Berlin, Hamburg, Köln, Dresden/Leipzig und Stuttgart befanden. Mehr als 1.100 Werke aus dem Palast des ehemaligen Königreichs Benin, heute im Besitz von Nigeria, wurden bisher in rund 20 deutschen Museen gefunden.
Die Objekte, die aus Elfenbein und anderen Materialien als Bronze bestehen, stammen hauptsächlich aus britischen Plünderungen im Jahr 1897. Mit der Restaurierung wird den Menschen “ein Stück ihrer kulturellen Identität zurückgegeben, das gestohlen und ihnen 125 Jahre lang verweigert wurde”.
“Wir zeigen, dass wir unsere Kolonialgeschichte ernst nehmen”, sagte Roth. Diese Rückkehr ist nur der Beginn einer neuen Zusammenarbeit zwischen Museen, aber auch in Bereichen wie der zeitgenössischen Kunst oder der Archäologie. „Es ist der Beginn einer neuen Beziehung zwischen Deutschland und Nigeria und zwischen Europa und Afrika“, sagte Roth. Für eine Begegnung von Angesicht zu Angesicht mit Respekt und Glaubwürdigkeit brauche es “Rückkehr in Anerkennung eines schrecklichen Unrechts”.
Die Kunstschätze, die Roth und Baerbock zurückgeben, gehörten zuvor Museen in Berlin, Hamburg, Köln, Dresden/Leipzig und Stuttgart. Begleitet werden die Politiker von den Leitern vieler Museen. Die beteiligten Museen und ihre Sponsoren hatten bereits vor der Rückgabe alle Benin-Bronzen in Besitz genommen. Auch Leihverträge wurden abgeschlossen, um einige der Kunstschätze weiterhin in Deutschland ausstellen zu können.