
Stand: 12.08.2022 15:28
Kroatien kann im Januar ohne Passkontrolle in den Schengen-Raum einreisen. Darauf einigten sich die zuständigen Minister von 26 Mitgliedsstaaten. Bulgarien und Rumänien hingegen blieben außen vor. Dies ist vor allem auf das Veto Österreichs zurückzuführen.
Kroatien hat den Weg frei, ohne Grenzkontrollen in den Schengen-Raum einzureisen. Darauf hätten sich die zuständigen Minister der 26 Schengen-Staaten bei einem Treffen in Brüssel verständigt, teilte die tschechische Ratspräsidentschaft mit.
Die Kontrollen an den Landgrenzen des beliebten Urlaubsziels sollen Anfang nächsten Jahres aufgehoben werden. Ab Frühjahr gibt es keine Kontrollen mehr an Flughäfen. Das Reisen in das Adrialand soll für Touristen deutlich einfacher werden. Bislang standen Reisende aus Deutschland im Sommer bei der Einreise oft stundenlang im Stau. Anfang 2023 wird auch Kroatien den Euro als Zahlungsmittel einführen.
Enttäuschung für Bulgarien und Rumänien
Rumänien und Bulgarien hingegen mussten große Enttäuschungen hinnehmen. Österreich blockierte ausdrücklich ihre Aufnahme in den Schengen-Raum. Die jetzige tschechische Ratspräsidentschaft hat mit mehreren Kompromissvorschlägen versucht, eine Entscheidung für alle drei Länder zu treffen – letztlich jedoch ohne Erfolg.
Neue Mitglieder können nur einstimmig in den Schengen-Raum aufgenommen werden. Rumänien und Bulgarien warten seit 2011 auf die Entscheidung.
Karner: Zu viele Migranten nach Österreich
Österreichs Innenminister Gerhard Karner hatte bereits vor dem Treffen angekündigt, gegen die Erweiterung um Rumänien und Bulgarien zu stimmen. Es ist falsch, ein System zu verbreiten, das nicht funktioniert. Der konservative Politiker spielte darauf an, dass aus Wiener Sicht zu viele Migranten nach Österreich kämen, obwohl eigentlich die Länder an den EU-Außengrenzen dafür zuständig seien.
Laut Karner gab es in diesem Jahr bereits mehr als “100.000 illegale Grenzübertritte” nach Österreich, davon 75.000 zuvor nicht registriert. Tatsächlich hat die unerwünschte Migration in die EU in letzter Zeit erheblich zugenommen. Zwischen Januar und Oktober zählte die Grenzschutzagentur Frontex 281.000 irreguläre Grenzübertritte – ein Plus von 77 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Zumindest was Rumänien betrifft, war die Zahl der dort registrierten Personen, die zwischen Jänner und Oktober 2022 ohne Bewilligung nach Österreich gereist sind, sehr gering.
Auch die Niederlande haben Widerstand gegen die Aufhebung der Kontrolle über Bulgarien gezeigt, beispielsweise aus verfassungsrechtlichen Gründen.
Faesers Kritik: Es wurden spürbare Fortschritte gemacht
Andererseits hat sich Deutschland ebenso wie die EU-Kommission für die vollständige Einbeziehung Bulgariens und Rumäniens in den Schengen-Raum ausgesprochen. Die drei Länder sind bereits teilweise an die Schengen-Regeln gebunden, aber die internen Grenzkontrollen mit ihnen wurden bisher aufrechterhalten.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser sagte, sie könne Österreichs Position nicht verstehen. „Es wurde vereinbart, dass es eine Überprüfung geben wird: Wurden Fortschritte erzielt? Es ist klar, dass Fortschritte erzielt wurden.“
Auch die EU-Kommission für die Aufnahme von Bulgarien und Rumänien
Auch die EU-Kommission hat diesen Fortschritt für drei Länder bestätigt. „Die drei Kandidatenländer haben getan, was sie tun mussten, und sind bereit, den Schutz unserer Außengrenzen zu gewährleisten“, sagte Kommissionsvizepräsidentin Margaritis Schinas. “Es ist unfair, ihnen nicht die Chance zu geben, die sie verdienen und verdienen.”
Der Schengen-Raum umfasst derzeit 22 EU-Staaten sowie Norwegen, Liechtenstein, Island und die Schweiz. An den Binnengrenzen zwischen diesen Ländern gibt es in der Regel keine stationären Grenzkontrollen.