
Schwerin (dpa/mv) – Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Thiel Backhaus (SPD) hat den Willen der Landesregierung bekräftigt, den Ausbau der Windenergienutzung zu beschleunigen. Änderungen im Verfahren sollen die Zeit von der Beantragung bis zur Genehmigung von Windkraftanlagen von durchschnittlich 24 auf 7 Monate verkürzen. „Verfahren müssen effizienter werden“, sagte Backhaus am Mittwoch im Landtag in Schwerin. Dem Landtag wurde ein Gesetzentwurf vorgelegt, wonach ab 2023 anstelle der Kreisverwaltungen die Natur- und Artenschutzprüfungen von den Landesanstalten für Landwirtschaft und Umwelt durchgeführt werden sollen.
Lange Ermittlungen zu naturschutzfachlichen Fragestellungen seien laut Backhaus oft die Ursache für lange Verzögerungen. Derzeit liegen Anträge für 900 Windkraftanlagen im Land vor. Die Klima- und Energiekrise infolge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine erfordern schnelles Handeln. Verfahrensvorgaben würden eingehalten, aber die Bearbeitungsgeschwindigkeit müsste durch zusätzliches Personal erhöht werden. Statt insgesamt 8 Experten in den Landkreisen werden dafür 30 Mitarbeiter in den Landesämtern zuständig sein, sagte Backhaus. Die ersten Stellen sind ausgeschrieben.
Dies wurde jedoch von der CDU kritisiert. “Was müssen wir im Landtag noch entscheiden?”, fragte die Abgeordnete Beate Schlup mit Blick auf das gerade beginnende Gesetzgebungsverfahren. Die ersten Mitarbeiter sollten am 1. Januar eingestellt werden, das Gesetz aber erst Ende Januar verabschiedet werden. Schlupp warnte auch davor, dass mit dem Bau weiterer Windparks die bereits hohen Netzentgelte im Nordosten weiter steigen würden.
Thor Stein von der AfD-Bundestagsfraktion verwies auf fehlende Leitungen, um Strom aus dem Norden zu den großen Verbrauchern im Süden zu bringen. Auch die Speicherkapazitäten waren bei weitem nicht ausreichend. „Eine mehrtägige Flaute lässt sich so nicht überbrücken“, sagte Stein und erneuerte damit die grundsätzliche Kritik seiner Partei an der geplanten Energiewende.
Redner von Grünen, FDP, Linke und SPD unterstützten die Bemühungen der Landesregierung, den Ausbau der Windenergie zu beschleunigen. Hannes Damm von den Grünen forderte jedoch ein Gesamtkonzept zur Bewältigung der Energie- und Klimakrise. Mit dem Zehn-Punkte-Plan zum Ausbau der Windenergie wurde ein Vorschlag seiner Fraktion vorgelegt.
Nach Vorgaben des Bundes sollen bis 2027 1,4 Prozent der Landfläche im Nordosten als geeignete Fläche für Windparks ausgewiesen werden, bis 2032 2,1 Prozent. Laut Backhaus liegt sie aktuell bei 0,8 Prozent. In vielen Regionen gibt es großen Widerstand gegen neue Windparks.
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