
Der Fall Peggy – die Mutter fordert 75.000 Euro Schadensersatz


Erst 15 Jahre nach dem Verschwinden von Peggy Knobloch fand ein Pilzsammler ihre Leiche in einem Wald an der Grenze zwischen Bayern und Thüringen.
Quelle: AFP/JENS-ULRICH KOCH
Die 9-jährige Peggy Knobloch verschwand im Mai 2001 auf dem Heimweg von der Schule im oberfränkischen Lichtenberg. Der Täter wurde bis heute nicht verurteilt. Nun könnte jedoch eine neue Bewegung ins Spiel kommen.
fFast 22 Jahre nach dem Verschwinden des kleinen Mädchens Peggy Knobloch fordert die Mutter nun Schmerzensgeld. Sie reichte beim Amtsgericht Hof Zivilklage ein – gegen einen Mann, der 2018 eingestanden hatte, die Leiche des Mädchens im Mai 2001 in den Wald gebracht und dieses Geständnis später widerrufen zu haben. Das entsprechende Verfahren laufe vor dem Landgericht, sagte ein Gerichtssprecher am Montag in Hof. Die Medien hatten zuvor darüber berichtet.
Wann das Treffen zu diesem Thema stattfinden wird, ist noch nicht klar, sagte der Sprecher. Es besteht ein Schmerzensgeldanspruch von mindestens 75.000 €. Der Anwalt des Mannes, Jörg Meringer, bestätigte den Eingang der Klage. Sie werde “mit sachlichen Argumenten” antworten, sagte der Anwalt auf die Anfrage.
Bei den ersten Ermittlungen wurde sogar Peggys Mutter selbst verdächtigt, ihre Tochter getötet zu haben. Aufgrund psychischer Belastungen wurde sie in einer therapeutischen Einrichtung behandelt. Nach ihrer Freilassung wurde sie auf offener Straße bespuckt und attackiert, wie unter anderem die “Bild”-Zeitung berichtete.
Irgendetwas habe sie immer wieder an den Tod ihrer Tochter erinnert, sei es eine Wahlbenachrichtigung zu Peggys 18. Geburtstag oder eine Post von der Krankenkasse, sagt die Mutter. Ihre Anwältin Ramona Hoyer sagte gegenüber „BILD“: „Der Angeklagte wusste all die Jahre, wo Peggys sterbliche Überreste waren, er hätte der Klägerin versichern können, dass ihr Kind gestorben sei.“ Die Mutter forderte deshalb von Manuel 5.000 Euro Entschädigung für jedes Traumajahr von S.
Die Klage könnte zur Einleitung eines Strafverfahrens führen, das zu den spektakulärsten der letzten Jahrzehnte gehört. Die Untersuchung war von zahlreichen Irrtümern und Theorien begleitet. Der Täter wurde bis heute nicht verurteilt.
Das damals neunjährige Mädchen Peggy verschwand im Mai 2001 auf dem Heimweg von der Schule im oberfränkischen Lichtenberg. Umfangreiche Recherchen blieben erfolglos. Die Polizei ging zahlreichen Hinweisen nach Tschechien und in die Türkei nach. Aber das Mädchen blieb verschollen.
2004 wurde ein geistig behinderter Mann aus Lichtenberg wegen Mordes an Peggy verurteilt. In einem Wiederaufnahmeverfahren wurde er jedoch zehn Jahre später freigelassen. Nur 15 Jahre nach ihrem Verschwinden fand ein Pilzsammler Peggys Leiche in einem Wald an der Grenze zwischen Bayern und Thüringen.
Aber auch das brachte keine Fortschritte bei den Ermittlungen. Im Gegenteil, von Zeit zu Zeit wurde die Verwirrung noch größer: Eine DNA-Spur am Fundort der Leiche brachte den Fall kurzzeitig mit den Verbrechen der rechtsextremen Terrorzelle NSU in Verbindung, was sich als Irrtum herausstellte forensische Technologie. Die DNA des NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt gelangte über ein kontaminiertes Fließband zu Peggys Aufenthaltsort.
Der Mann, von dem Peggys Mutter nun Schmerzensgeld verlangt, saß 2018 zunächst in Untersuchungshaft, wurde inzwischen aber wieder freigelassen. Im Oktober 2020 schlossen Polizei und Staatsanwaltschaft den Fall „Peggy“ ab. Seitdem ist der Fall ein „Cold Case“.