
Gebrauchtwagen Inspektion
Mercedes B-Klasse – zuverlässiger geht es nicht
28.10.2022 06:49 Uhr
Nicht cool und sexy, sondern solide und sicher: Die Stärken der Mercedes B-Klasse liegen nicht auf der Hand. Die zweite Generation des Kompaktvans (Typ W 246, 2011 bis 2018) kann mit Innenraumwerten und TÜV glänzen. Als Gebrauchtwagen daher gesucht, kein Schnäppchen.
Der gesuchte Gebrauchte soll praktisch und robust sein? Steht weder der „Coolness-Faktor“ noch die PS-Präsentation im Fokus der Gebrauchtwagensuche? Und spannt und verkrampft sich Ihr Rücken von Zeit zu Zeit? Dann ist es an der Zeit, die Mercedes B-Klasse in die engere Wahl zu ziehen. Die zweite Generation des Kompaktvans (Typ W 246, 2011 bis 2018) punktet mit Innenraumwerten und TÜV.
Körper und Innenraum

Das Antriebsprogramm umfasst Benziner und Diesel im Leistungsbereich von 90 bis 211 PS.
(Foto: Mercedes)
Das Design der Mercedes B-Klasse wird kaum jemanden zum Jubeln anregen. Der 4,39 Meter lange Kompakt-Van gehört zu den eher unauffälligen Vertretern, mehr Realität als Schein steckte wohl in seinem Entwicklungs-Lastenheft. Doch vom unscheinbaren Äußeren sollte man sich nicht täuschen lassen: Der Innenraum überrascht mit modernen Stil- und Ausstattungselementen sowie mit Variabilität.
Das Volumen des Kofferraums liegt zwischen 488 und 1547 Litern. Die verschiebbare Rücksitzbank, der höhenverstellbare Ladeboden und die umklappbare Beifahrersitzlehne – allesamt optional für Erstkäufer – ermöglichen einen bedarfsgerechten Wechsel zwischen Personen- und Frachttransport. Fondpassagiere genießen viel Kniefreiheit. Wichtig für Menschen mit „Rückenlehne“: Ein- und Ausstieg sind ohne Bücken möglich.

So sah die B-Klasse vor dem Facelift 2014 aus.
(Foto: Mercedes)
Ende 2014 verpasste Mercedes der B-Klasse ein Facelift. Es gab kleinere Modifikationen an Kühlergrill und Leuchten sowie Retuschen im Innenraum. Der freistehende Bildschirm war mit acht Zoll eine Nummer größer als zuvor, die Ambientebeleuchtung bietet nun 12 Farben.
Motoren und Antriebsstrang
Das Antriebsprogramm umfasst Benzin- und Dieselmotoren im Leistungsbereich von 66 kW/90 PS bis 155 kW/211 PS. Es gab auch eine Erdgasvariante mit 115 kW/156 PS. Die 132 kW/180 PS starke Elektroversion kam 2015 auf den Markt und wurde bis Ende 2017 angeboten.

In Sachen Sicherheit gab es bei der Mercedes B-Klasse keine Fehler.
(Foto: Mercedes)
Die 1,6-Liter-Turbobenzinmotoren mit Direkteinspritzung decken Fahranforderungen von sehr komfortabel bis ziemlich schnell ab. Die Motoren leisten 75 kW/102 ks (B 160), 90 kW/122 ks (B 180) und 115 kW/156 ks (B 200). Der B 200 erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 220 km/h und absolviert den Spurt von 0 auf 100 km/h in 8,6 Sekunden. Wer es sportlicher mag: Den Zweiliter-Turbo gab es in den Ausbaustufen mit 135 kW/184 PS als B 220 4Matic und als B 250 mit 155 kW/211 PS. Wer will, rockt mit der B 250 mit 240 km/h die linke Spur der Autobahn. Den B 250 gab es sowohl mit Front- als auch mit Allradantrieb (4Matic). Der durchschnittliche Kraftstoffverbrauch von Benzinmotoren liegt zwischen 5,2 und 6,6 Litern.
Diesel sprechen auch Fahrer mit anderen Ansprüchen an. Beim 1,5-Liter in den Ausbaustufen mit 66 kW/90 ks (B 160 CDI) und 80 kW/109 ks (B 180 CDI) und dem 1,8-Liter mit 100 kW/136 ks (B 200 CDI) liegt der Fokus eher auf Ankunft, die Eile ist irrelevant. Dafür sind sie sparsam. Die Sparversion B 180 CDI Blue Efficiency (ab 2013) überzeugte mit Verbrauchswerten von 3,6 Litern. Mit dem Facelift hat Mercedes die Diesel-Palette neu geordnet. Es fiel 1,8. Seitdem ist der 2,1-Liter-Diesel neben dem 125 kW/175 PS (ab Ende 2014: 130 kW/177 PS) starken B 220 CDI auch mit 136 PS als B 200 CDI erhältlich. Alternativ zum Frontantrieb bietet Mercedes für die Motoren B 200 CDI und B 220 CDI auch Allradantrieb an.
Ausrüstung und Sicherheit

Der Van ist geräumig und praktisch.
(Foto: Mercedes)
In puncto Sicherheit enttäuscht die B-Klasse nicht und erzielte im NCAP-Crashtest 2011 eine Fünf-Sterne-Bewertung. Ein radargestützter Kollisionswarner Collision Avoidance Assist, der auch automatisch eine Teilbremsung mit Trimmung einleitet, und ein Aufmerksamkeitsassistent waren an Bord. Weitere Hilfsmittel wie Parkassistenten oder Verkehrszeichenerkennung waren optional erhältlich.
Die Basisversionen sind relativ gut ausgestattet. Höherer Komfort bietet natürlich mehr Verwöhnpotenzial und Atmosphäre im Wohnzimmer. Seit 2014 heißen die Ausstattungslinien Style, Urban und AMG Line, analog zu anderen kompakten Mercedes-Modellen. Darüber hinaus gab es verschiedene Ausstattungspakete wie das Licht- und Sichtpaket und das Chrompaket.
Qualität

Das Interieur überrascht mit modernen Stil- und Ausstattungselementen sowie mit Variabilität.
(Foto: Mercedes)
Die B-Klasse zeichnet sich durch ihren soliden Auftritt bei den TÜV-Hauptuntersuchungen aus. Ältere Modelle haben manchmal Probleme mit Bremsleitungen und Rücklichter sind kleine Sorgenkinder, auch an jüngeren Fahrzeugen. Der kleine Mercedes wirkt unauffällig, was das Fahrwerk und das Umfeld der Testpunkte angeht. Insgesamt stellt der TÜV dem Kompakt-Van sehr gute Noten aus. Das ist unter dem Durchschnitt der Mängel in allen Altersgruppen.
Fazit: Die B-Klasse überzeugt durch ihre Praxistauglichkeit, die breite Motorenpalette und ihre Zuverlässigkeit. Doch der gute Ruf hat seine Schattenseiten, die B-Klasse ist als Gebrauchtwagen kein Schnäppchen. Für ältere Modelle werden rund 10.000 Euro fällig. Günstigere Fahrzeuge (ab etwa 6000 Euro) sind oft Ex-Taxi-Fahrzeuge mit hoher Laufleistung.