
Marktbericht
Stand: 01.02.2023 12:31 Uhr
Der DAX startete mit soliden Kursgewinnen in das neue Börsenjahr. Für 2023 sind Marktbeobachter trotz der bestehenden Unsicherheiten insgesamt recht zuversichtlich.
Der DAX stieg um die Mittagszeit um 0,8 Prozent und blieb über der 14.000-Punkte-Marke. Aus technischer Sicht ist dies ein gutes Zeichen: Bei einem nachhaltigen Kursbruch über 14.014 Punkte würde ein Long-Signal generiert und ein weiterer Kursanstieg auf 14.200 und 14.700 Punkte sei wahrscheinlich, so die Marktbeobachter von ING.
Die Bedeutung der heutigen Preisbewegungen ist jedoch, gelinde gesagt, fraglich. Viele große Börsen werden für einen weiteren Tag pausieren. Die Wall Street wird den Handel erst am Dienstag wieder aufnehmen, wobei Australien, China, Japan und Großbritannien heute ebenfalls geschlossen sind. Ohne Impulse – insbesondere aus den USA – dürften die Einzelhandelsumsätze relativ schwach bleiben.
Samir Ibrahim, HR, mit Börseninformationen
Tagesschau 12:00, 2.1.2023
Hypotheken im neuen Börsenjahr
Zudem rechnen viele Experten mit einem schwierigen Jahresauftakt. „Der DAX nimmt zwei schwere Hypotheken aus dem alten Aktienjahr ins neue Aktienjahr mit“, sagte Portfoliomanager Thomas Altmann vom Anlageberater QC Partners. Einerseits stiegen die Zinsen gegen Ende des Jahres stark an. Andererseits sind die an Silvester veröffentlichten chinesischen Einkaufsmanagerindizes für China unerwartet stark gefallen. „Und wenn ein so wichtiger deutscher Handelspartner leidet, leiden immer auch deutsche Unternehmen.“
„Vieles hängt jetzt von Wirtschaftsdaten ab und davon, wie sich Unternehmen auf eine mögliche bevorstehende Rezession vorbereiten wollen“, sagte Craig Erlam, Marktbeobachter bei Brokerage Oanda.
Eine kleine Kurve?
Auf das Jahr gerechnet verlor der DAX im Jahr 2022 mehr als zwölf Prozent. Natürlich hoffen Anleger nun auf eine Trendwende: Das Minus klingt auf den ersten Blick enttäuschend, aber vor dem Hintergrund der Krisen des vergangenen Jahres hätte alles viel schlimmer kommen können, sagt Anlagestratege Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets.
Laut Molnar wird 2022 für langfristig orientierte Anleger „nur ein kleiner Tropfen in der Tabelle“ bleiben. Kurzfristig dürften die ersten sechs Monate an der Börse schwierig bleiben, so der Experte. Eine erneute geldpolitische Wende könnte die Anleger dann zum Einstieg in die Börse motivieren.
Der Inflationsdruck dürfte nachlassen
Robert Halver, Marktstratege bei der Baader Bank, hält es für falsch, die Probleme von 2022 in die Zukunft zu verlängern: „Was bisher für Gegenwind gesorgt hat, wird 2023 für Rückenwind sorgen“, sagt Halver. Unterbrochene Lieferketten dürften sich zunehmend stabilisieren. Das hätte auch Folgen für die Preise.
Halver erwartet einen Rückgang des Inflationsdrucks, „denn ab dem Frühjahr wird der Grundeffekt aus steigenden Rohstoffpreisen und Lieferengpässen im Vergleich zum Vorjahr immer mehr nachlassen“. Und das ist nicht alles. „Ende 2023 ist sogar eine Zinswende denkbar“, prognostiziert er.
Auch die Experten der Helaba sind recht optimistisch. Viele Negativfaktoren seien ihrer Meinung nach bereits bewertet worden: „Die Chancen, dass das deutsche Börsenbarometer den Boden berührt, stehen nicht schlecht. Bis Ende 2023 soll sich der DAX in Richtung der 16.000er-Marke bewegen.
Es gibt keinen ernsthaften wirtschaftlichen Abschwung
Bundesbankpräsident Joachim Nagel sieht trotz weiterer Zinserhöhungen keine Gefahr eines schweren Konjunktureinbruchs im neuen Jahr. „Ich bin optimistisch, dass wir einen ernsthaften wirtschaftlichen Abschwung vermeiden können“, sagte er dem Journal of the Whole Banking System. Nagel erwartet, dass die Inflationsrate 2023 sinken wird. Diese wird jedoch nicht stark genug sein, um das von der EZB angestrebte Zwei-Prozent-Ziel zu erreichen. „Für mich bedeutet das, dass unsere Arbeit noch nicht getan ist. Wir müssen zusätzliche Maßnahmen ergreifen“, sagte der Zentralbanker.
Rekordzahl von Menschen bei der Arbeit
Positive Nachrichten gibt es vom deutschen Arbeitsmarkt: Im vergangenen Jahr waren so viele Menschen in der deutschen Wirtschaft beschäftigt wie noch nie seit der Wiedervereinigung. Laut Statistischem Bundesamt stieg die Zahl im Jahresdurchschnitt um 1,3 Prozent auf 45,6 Millionen Menschen. Dies entspreche dem Corona-Spitzenwert und übertreffe den bisherigen Höchststand aus dem Vorkrisenjahr 2019 von 45,3 Millionen, teilte das Amt mit.
Immobilientitel erforderlich
Insbesondere die Börsenverlierer des Vorjahres drehten zu Beginn des neuen Börsenjahres ins Positive. Laut einem Händler hoffen die Anleger, dass alles, was 2022 schief gelaufen ist, dieses Jahr „nur besser werden kann“. Der europäische Stoxx 600 der Immobilienaktien, der als schwächster Index der Region im vergangenen Jahr fast 40 Prozent verlor, stieg stark an. Die DAX- und MDAX-Nachzügler Vonovia und TAG Immobilien gehörten zu den größten Gewinnern.
Rheinmetall: Großauftrag für Elektroautoteile
Der Rüstungskonzern und Autozulieferer Rheinmetall hat einen Großauftrag zur Umstellung von Schutzteilen auf Elektroautos erhalten. Der Auftrag hat einen Gesamtwert von über einer Viertelmilliarde Euro, wie das MDAX-Unternehmen mitteilte. Demnach wird Rheinmetall den deutschen Premiumhersteller ab 2025 mit Schützen für eine neue Elektroauto-Plattform beliefern. Die Schütze sollen ein sicheres Ein- und Ausschalten von Elektrofahrzeugen mit einem 900-Volt-Hochvolt-Bordnetz ermöglichen. Den Auftraggeber nannte Rheinmetall nicht.
Airbus an Teilung des IT-Konzerns Atos interessiert
Airbus will laut einem Zeitungsbericht eine Minderheitsbeteiligung an der Cybersicherheitssparte von Atos übernehmen. Der Flugzeugbauer habe deshalb Sondierungsgespräche mit dem IT-Konzern aufgenommen, berichtet die Zeitung «Les Echoes» unter Berufung auf Insider.
Atos sagte, es sei in Gesprächen mit potenziellen Käufern für ein zukünftiges unabhängiges Unternehmen, Evidian, in dem Atos seine Cybersicherheitssparte und einige andere Geschäftsbereiche zusammenführen würde. Die Gespräche befinden sich jedoch noch in einem frühen Stadium. Airbus lehnte es ab, sich zu dem Bericht der Zeitung zu äußern.
An der Übernahmestrategie will Sartorius festhalten
Der Laborausrüster Sartorius beabsichtigt, in den kommenden Jahren weitere Unternehmen zu erwerben. Die Strategie solle mit durchschnittlich zwei Zukäufen pro Jahr fortgesetzt werden, sagte Sartorius-Chef Joachim Kreuzburg der Deutschen Presse-Agentur. „Wir analysieren laufend mögliche Übernahmekandidaten. Durch sie erwirbt das Unternehmen Wissen.
„Wir kaufen keine großen Unternehmen, um Marktanteile zu kaufen“, sagte Kreuzburg. „Stattdessen wollen wir Technologien hinzufügen, die unsere Reichweite erweitern und uns für unsere Kunden noch relevanter machen.“