
Datengipfel der Bundesregierung

Von Christoph Dernbach (dpa)
Fr, 09. Dez. 2022 um 21:44 Uhr
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Mehr Innovationskraft erhofft sich die rot-grün-gelbe Bundesregierung von einer stärkeren Digitalisierung. Die Umsetzung ist jedoch schleppend. Nun wurde ein “Dateninstitut” angekündigt.
Die Bundesregierung will Daten besser zugänglich und nutzbar machen, um innovative Projekte in Start-ups, Unternehmen, aber auch in Wissenschaft und Zivilgesellschaft zu ermöglichen. Das gaben Digitalminister Volker Wissing (FDP) und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) beim Regierungs-Digitalgipfel am Freitag in Berlin bekannt. „Dafür werden wir die bestehenden rechtlichen Rahmenbedingungen nutzbar machen“, sagte Wissing. Auf diese Weise könnten Innovationen leichter gesetzliche Anforderungen erfüllen.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) räumte im Gespräch mit der estnischen Ministerpräsidentin Kaja Kalas Defizite in der deutschen Internetinfrastruktur ein. Callas riet Scholz, eID zur Priorität zu machen, also den digitalen Identitätsnachweis für Bürger und Organisationen. Estland gilt als Vorreiter der Digitalisierung in Europa.
Drei Pilotprojekte – und zehn Millionen Euro im Jahr
Zunächst will die Regierung jedoch ein “Dateninstitut” gründen. Es soll den Zugang und die Nutzung von Daten erleichtern – und vor allem Verbesserungsvorschläge in den Bereichen Gesundheit, Mobilität und Politikgestaltung machen. Dafür sollen bis 2025 jährlich 10 Millionen Euro zur Verfügung stehen. Das Institut soll mit drei Pilotprojekten starten. Dazu gehört eine Auswertung von Daten zu Dolg Kovid, Mobilität in Kommunen und der Gaspreisbremse.
Wissing setzte sich für eine neue Open-Data-Kultur in Deutschland ein. „Denn Daten stehen im Zentrum des digitalen Wandels.“ Sie bestimmen Produktionsprozesse und Lieferketten ebenso wie unseren Konsum und unsere Lebensweise.“ Die kluge Nutzung von Daten ist der Schlüssel zu Innovation und Wachstum.
Habek sagte, der Gipfel werde nicht im luftleeren Raum stattfinden: „Die großen Krisen unserer Zeit sind auch digital: die Klimakrise, der Krieg in der Ukraine oder die Covid-19-Pandemie.“ Der Wettlauf um intelligente grüne Technologien hat längst begonnen. „Deutsche Unternehmen sind hier sehr gut aufgestellt und genießen einen hervorragenden Ruf. Aber um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen wir besser im intelligenten Umgang mit digitalen Daten werden. “Datenverfügbarkeit ist eine Voraussetzung für Wettbewerbsfähigkeit.”
Der Vizekanzler räumte ein, dass es noch Defizite bei der Umsetzung von Digitalisierungsplänen gebe. Zum vorzeitigen Ausscheiden der deutschen Mannschaft bei der WM in Katar sagte er: „Gemessen an unseren Maßstäben ist das ein bisschen wie Fußball. Und das kann natürlich nicht zufriedenstellend sein.”
Der Digitalverband Bitcom hat eine „digitale Wende“ gefordert. Verbandspräsident Achim Berg sagte: „Ein bisschen Abwechslung hier, ein bisschen da und vor allem niemandem auf die Füße treten – so kommen wir nicht weiter.“ Daten sollen gezielt genutzt werden, um große gesellschaftliche Aufgaben zu lösen. Auf diese Weise werden 41 Prozent CO2-Die Sparziele 2030 der Bundesregierung sind nur durch eine beschleunigte Digitalisierung zu erreichen.
Vertreter der digitalen Zivilgesellschaft kritisierten Inhalt und Zusammensetzung des Gipfels. Für Christian Humborg, Vorstandsmitglied des Vereins Wikimedia Deutschland, stehen wieder wirtschaftliche Interessen im Vordergrund. Markus Bekedal, Gründer der Online-Plattform Netzpolitik.org, sagte, der Koalitionsvertrag zur Ampel biete Hoffnung. „In Wirklichkeit gibt es noch zu wenig zu sehen. Der Gipfel wurde nicht aktualisiert, sagte Bekedal. Auch der Computerclub Chaos beschwerte sich, dass er nicht eingeladen wurde. Auch das Thema IT-Sicherheit fehlte.