
EEs ging wieder um Einwanderung. Das Thema ist ein Dauerbrenner in Polit-Talkshows, ein Konfliktherd, der in regelmäßigen Abständen zur Debatte im Fernsehen ausgepackt werden kann. Die Fakten sind klar: Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, werden Arbeitskräfte aus dem Ausland benötigt. Wenn die Babyboomer in Rente gehen, müssten nach Angaben des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung jährlich 400.000 Fachkräfte mehr nach Deutschland kommen, um die Lücke zu füllen.
Deutsche Unternehmen sind verzweifelt und werden kreativ: So tanzt das Presseteam eines Lüfterherstellers aus Baden-Württemberg auf TikTok, um ausländische Experten auf sein Unternehmen aufmerksam zu machen. „Mein medizinisches Personal, das aus dem Ausland kommt, vorzugsweise von den Philippinen, hat alle TikTok“, berichtet Astrid Sartorius. In der Asklepios Klinik ist sie für die Rekrutierung von Pflegekräften aus dem Ausland zuständig. Mit TikTok, sagte sie, funktioniert es.
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) verteidigte das neue Einbürgerungsgesetz in Deutschland, Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) kritisierte Pläne für einen künftigen Doppelpass. Der Journalist Gabor Steingart wünschte sich eine „Autobahn“ für die Fleißigen. Und die innenpolitische Sprecherin der Grünen, Lamya Kaddor, sagte, “Einwanderung sollte wirklich nicht so beängstigend sein”. Deutschland ist seit langem eine Einwanderungsgesellschaft.
Steingart erklärte, die Not in der Wirtschaft sei groß, fügte aber eine Warnung hinzu. “Wirtschaftsbosse würden nicht sagen: ‘Wir brauchen 400.000 Migranten.’ Sie fügten hinzu: ‚Wir brauchen die richtigen Leute‘.“
Heil verfiel in den Politjargon: „Wir brauchen genügend Leute, helfende Hände und kluge Köpfe“, sagte er. Einerseits müssten alle „Inlandsregister“ abgeschafft werden, damit noch mehr Deutsche die Schule abschließen oder sich weiterbilden können. Damit nicht genug, es bedarf einer „qualifizierten Zuwanderung“ aus dem Ausland.
Shahla Ghasemi und Bahman Taghi Zadeh, ein iranisches Paar, teilten ihre Erfahrungen als Betreuer von Migranten in der Sendung. Sie erhielten einen deutschen Arbeitsvertrag im Iran und wurden auf Sprach- und Theoriekurse in der Asklepios-Klinik in Hamburg vorbereitet. Nach dem Anerkennungstest arbeiteten sie nun „ganz normal auf der Station“.
Was ist Ihnen in diesem Moment wichtig? „Wir wollen später ein Haus oder eine Wohnung kaufen“, sagte Zadeh. Den dafür nötigen Kredit bekomme er allerdings nur mit einer Niederlassungserlaubnis, auf die die beiden noch zwei Jahre warten müssten.
Das Ausländerrecht braucht laut Heil einen neuen Ansatz. Sein Vorschlag: Bürokratische Hürden im bisherigen System abbauen, „weg von der Arroganz des deutschen Bildungssystems“, heimatliche Berufsausbildungen und Abschlüsse in Verbindung mit deutschen Arbeitsverträgen anerkennen – und eine sogenannte „Chancenkarte“.
Mindestens sechs Punkte brauche man für die Chancenkarte, mit der Ausländer für mindestens ein Jahr in Deutschland auf Arbeitssuche gehen können, erklärt der Redaktionsclip dem Publikum. Ausländer haben durch ausreichende Sprachkenntnisse, Berufsausbildung und Berufserfahrung Punkte erworben. Für unter 35-Jährige gibt es zusätzliche Punkte.
CSU-Politiker Herrmann kritisierte das Bleiberecht, das gut integrierten Ausländern den dauerhaften Aufenthalt erleichtern soll. Dass das Gesetz vorschreibe, Betroffene hätten “zunächst Anspruch auf deutsche Sozialhilfe” und müssten erst dann mit der Stellensuche beginnen, “ist wieder einmal die falsche Reihenfolge”, sagte der bayerische Innenminister Hubertus Heil in einer Ansprache ihn direkt. .
„Dieses Thema verdient Auszeichnung, keine Parolen“, entgegnete der Minister. Das Zuwanderungsgesetz soll es ausländischen Fachkräften erleichtern, nach Deutschland zu kommen. „Überheblichkeit und Bürokratie können wir uns nicht leisten.“ Anders verhält es sich mit der Diskussion um das Bleiberecht. “Es geht um Menschen, die schon lange in Deutschland sind.”
Und wenn es um den Doppelhund geht, ging es heiß her in der Talkshow. Kaddor und Heil sprachen sich dafür aus, dass ausländische Fachkräfte künftig einen deutschen Pass bekommen, aber gleichzeitig den Pass des eigenen Landes behalten. Herrmann kontert: „Ich finde das grundsätzlich nicht gut. Es wird zu erheblichen Konflikten führen.“
Steingart runzelte bei diesem Schlagabtausch die Stirn. Er fand, dass diese „alten Debatten“ über die doppelte Staatsbürgerschaft den Kern des Problems verfehlten. „Wir sind überhaupt nicht attraktiv.“ Entscheidend sei, was in Deutschland nach der Anstellung ausländischer Fachkräfte passiert. Es geht um Kultur, Bildung, Jobs und den Wohnungsmarkt. „Die Universität Dugograd in Hagen ist ausgezeichnet, aber Harvard ist besser“, sagte der Journalist.