Kampfflugzeuge für die Bundeswehr: F-35-Jets könnten erheblich teurer werden

Stand: 04.12.2022 17:34 Uhr

Medienberichten zufolge geht aus internen Dokumenten des Verteidigungsministeriums hervor, dass die Beschaffung des Kampfjets F-35 deutlich teurer werden könnte. Am Montag soll es im Ministerium eine Besprechung zur Krise geben.

Eines der größten Beschaffungsvorhaben der Bundeswehr könnte deutlich teurer werden: Das Bundesverteidigungsministerium sieht offenbar große Risiken in der geplanten Lieferung von F-35-Kampfflugzeugen in die USA.

Das geht aus einem vertraulichen Schreiben an den Haushaltsausschuss des Bundestages hervor, das der Nachrichtenagentur AFP vorliegt. Das Ministerium beziffert die Gesamtkosten des Deals auf fast zehn Milliarden Euro – und warnt vor „Verzögerungen und Mehrkosten“ wegen hochkomplexer Vorarbeiten.

Der interne Brief ist nach Angaben der Nachrichtenagentur als „geheim – nur für den Dienstgebrauch“ eingestuft. Die Wochenzeitung „Bild am Sonntag“ zitierte sie als Erste. Es werde eine “enge Abstimmung” und “Klärung offener Fragen” mit dem Parlament geben, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums gegenüber AFP. Eine „intensive Risikoanalyse“ ist Bestandteil aller Beschaffungsprozesse und soll potenzielle Probleme „frühzeitig“ erkennen.

“Mit zeitlichen Verzögerungen (…) muss gerechnet werden.”

Ob der für die F-35 erforderliche Umbau des Bundeswehrflugplatzes Büchel wie geplant bis 2026 abgeschlossen werden kann, ist dem Schreiben zufolge zweifelhaft. Dieser Zeitplan sei “sehr ambitioniert”, sagt er: “Wir müssen daher mit Verzögerungen und zusätzlichem Finanzbedarf rechnen, bevor die Infrastruktur fertiggestellt ist.”

Auch Lesen :  Berlin: Miese Miet-Masche mit Flüchtlingen | News

Zudem seien die US-Sicherheitsanforderungen „komplex“. Auch dies kann zu Verzögerungen und Mehrkosten führen.

Flüge nur mit Einschränkungen?

Darüber hinaus sieht das Ministerium das Risiko, dass die Zulassung für den Flugbetrieb der F-35 in Deutschland “möglicherweise nicht rechtzeitig möglich ist”, weil die erforderlichen Unterlagen “aufgrund gesetzlicher Vorgaben nicht vorliegen oder zukünftig nicht zur Verfügung gestellt werden können”. Der Flugbetrieb könne dann „nur noch mit Einschränkungen aufgenommen werden“, heißt es in dem Entwurf.

Darüber hinaus weist das Verteidigungsministerium auf weitere Faktoren hin, die zu Preiserhöhungen führen könnten: Inflation, Wechselkursschwankungen von Euro und Dollar sowie eine Erhöhung der Produktionskosten. Damit belaufen sich die Gesamtkosten des geplanten Kaufs von 35 F-35-Jets auf 9,99 Milliarden Euro. Das Geld kommt aus dem 100-Milliarden-Euro-Sondervermögen der Bundeswehr.

Krisensitzung am Montag

Nach Informationen der Agence France-Presse soll am Montagnachmittag im Verteidigungsministerium eine Krisensitzung mit den Haushalten der Regierungsfraktionen stattfinden. Dabei sollen Probleme bei der Versorgung mit F-35 diskutiert werden, wie aus parlamentarischen Kreisen bekannt wurde.

Auch Lesen :  3 Öko-Produkte zur Periode im Test

Am 14. Dezember soll die Kommission eine Tranche der Kosten freigeben. Das Bundesministerium der Finanzen hatte zu diesem Zweck das vertrauliche Beschaffungsmodell für den Ausschuss vorbereitet, das auf die erheblichen Risiken des Projekts hinweist. Bei den Risikowarnungen bezieht sich das Finanzministerium auf Schätzungen des Bundesministeriums der Verteidigung.

Kampfjet F-35 – 35 Stück für 9,99 Milliarden Euro?

Bild: image alliance / AA

FDP: Bomber müssen “Boss” werden.

In der Ampelallianz wächst die Sorge vor den drohenden Verzögerungen. „Der Zeitplan für die Nachfolge des Tornados darf nicht gefährdet werden“, sagte FDP-Haushaltsexperte Karsten Klein. Er forderte Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) auf, das Thema zum “Chef” zu machen. “Ich erwarte vom Minister, dass er mit Nachdruck alle Voraussetzungen für den rechtzeitigen Einsatz der F-35 schafft.”

Auch bei den Mitgliedern des Haushaltsausschusses des Bundestages herrscht Unzufriedenheit wegen möglicher Risiken. Der SPD-Politiker Andreas Schwarz, Chefreporter im Verteidigungshaushaltsausschuss, sagte der Bild am Sonntag: „Es ist nicht hinnehmbar, dass das Parlament erst jetzt von den Problemen erfährt.“ Sie erwartet vom Ministerium umfassende Informationen darüber, wie es die Risiken in den Griff bekommen will. “Wir versuchen hier, Verantwortung abzugeben”, sagt Schwarz.

Auch Lesen :  Vor möglicher Dorfräumung: Aktivisten versammeln sich in Lützerath

Die CSU empfiehlt Scholz einen Ministerwechsel

Der verteidigungspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Florian Hahn (CSU), sagte der Nachrichtenagentur dpa: „Die Truppe und ganz Deutschland sollten sich für diese neue Information nur schämen.“ Es stellt sich die Frage, ob dies auf Schwäche oder Absicht beruht.

Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) hat sich nie mit der von Bundeskanzler Olaf Solz (SPD) angekündigten Wende identifiziert. “Meine Empfehlung an die Kanzlerin wäre: Wechseln Sie den Minister, bevor es zu spät ist!”

Die F-35 sollen die nukleare Teilhabe Deutschlands sicherstellen

Der Stealth-Jet des amerikanischen Herstellers Lockheed Martin gilt als das modernste Kampfflugzeug der Welt. Die Bundeswehr will ihre in die Jahre gekommene Tornado-Flotte durch F-35 ersetzen. Lambrecht gab den Kauf nur wenige Wochen nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine bekannt. Die Maschinen sollen auch den sogenannten Nuklearaustausch sicherstellen – die Bundeswehr soll im Ernstfall amerikanische Atombomben mitführen können.

Noch 2019 lehnte das Verteidigungsministerium den Kauf der F-35 auf Antrag der linken Abgeordneten Sevim Dagdelen mit dem Hinweis auf schwer kalkulierbare technische Risiken ab. “Die Probleme sind also seit einiger Zeit bekannt”, hieß es aus parlamentarischen Quellen.

Source

Leave a Reply

Your email address will not be published.

In Verbindung stehende Artikel

Back to top button