
Ist es wirklich 18 Jahre her, dass der gestiefelte Kater im zweiten Teil der Märchen-Tetralogie von DreamWorks debütierte? Mit spanischem Akzent und Kampfgeist kam der feurige Schwertkämpfer im Film „Shrek 2 – Der wagemutige Held kehrt zurück“ so gut an, dass er in den nächsten beiden Teilen von „Shrek“ sowie 2011 mit „ Der gestiefelte Kater” und er bekam seinen eigenen Solofilm. Jetzt dauerte es weitere elf Jahre, um weiterzumachen”Der gestiefelte Kater 2: Der letzte Wunsch„Schnee ins Kino. Guillermo del Toro, der noch als ausführender Produzent an Der gestiefelte Kater beteiligt war, kündigte Pläne für eine Fortsetzung im Jahr 2012 an. Endlich ist der „Shape of Water“-Regisseur raus…
… und das Projekt sollte im Laufe der Jahre noch durch mehrere Hände gehen, darunter auch die von „Spider-Man: The New Universe“-Regisseur Bob Persichetti, bis schließlich im März 2021 Joel Crawford („The Croods“) als Regisseur antritt Derjenige, der durchweg an Bord geblieben ist, ist jedoch Antonio Banderas, der der Hauptfigur, die neun Leben hat, erneut seine Stimme leiht und mit seiner spanischen Sprache sicherlich wesentlich zur Popularität des Stiefelträgers beigetragen hat Hauskatze (bei ihrem Erscheinen im Jahr 2004 war die Katze noch als Parodie auf Zorro konzipiert, der einst von Banderas in Die Maske des Zorro von 1998 dargestellt wurde.) In der deutschen Synchronfassung übernimmt Benno Fürmann den Job erneut – und verdammt nochmal überzeugend .

Der gestiefelte Kater darf wieder gefeiert werden. Immerhin hatte er gerade einen wütenden Riesen besiegt. Doch in seinem Moment des Triumphs fällt die Kirchenglocke auf den Schädel der Katze und schickt ihn ins Jenseits. Es ist nicht das erste Mal, aber zum Glück haben Katzen neun Leben. Bei genauerer Zählung muss der Held jedoch zugeben, dass er bereits acht seiner Leben verbraucht hat. Um sein „Konto“ zu füllen, muss er sich auf den Weg in den Schwarzwald machen, wo der große Wunschstern leuchten soll. Doch ein solches Abenteuer lässt sich nicht alleine meistern…
… und so wird er nicht nur von seinem treuen Kätzchen Velvet Paw (Originalstimme: Salma Hayek) begleitet, sondern auch von einem einfältigen Kneifer namens Perro (Originalstimme: Harvey Guillen, deutsche Stimme: Riccardo Simonetti). Das Trio muss allerdings sprinten, denn Goldlöckchen (Originalstimme: Florence Pugh) und ihre Bärenbande haben genau das gleiche Ziel – und da ist der große böse Wolf (Originalstimme: Wagner Moura, deutsche Stimme: Oliver Kalkofe), der gestiefelte Kater mit Kopfgeldjäger verwechselt. Denn am Ende ist es der Sensenmann höchstpersönlich, der das letzte seiner neun Leben für den Angeber mit dem Schwert fordert…
Der Errol Flynn der Katzen
Und auch im zweiten Teil des Spin-offs „Shrek“ gelingt es der wagemutigen Titelfigur, mit Charme, Witz und Frechheit zu überzeugen. Ein abenteuerlustiger Sieger wie Douglas Fairbanks, Errol Flynn oder Antonio Banderas als Zorro, für den das Kino offensichtlich erfunden wurde. Mit dem französischen Original, das auch in die Märchensammlung der Gebrüder Grimm aufgenommen wurde, hat es natürlich nicht mehr viel zu tun. Hier haben wir es mit einer altmodischen Heldenreise zu tun – und zwar mit einem Protagonisten, der Ziele verfehlt, sogar tief fallen muss, um daraus zu lernen und über sich hinauszuwachsen. Mehr denn je muss es der gestiefelte Kater diesmal hautnah miterleben. Er erlebt seinen eigenen Kater, nachdem er erkannt hat, wie sterblich er wirklich ist.
So landet er ganz unten als Kuschelkatze ohne Stiefel, die an der Tür der Großmutter der Menschenkatze kratzt. Sie stülpt ihm einen blauen Wollsack über und lässt ihn das Katzenklo benutzen, weil es nicht in Ordnung ist, im Stehen auf eine Porzellantoilette zu pinkeln. Das machen nur Jungs und lassen sich sofort einen Bart wachsen, wenn sie sich ein bisschen wie Til Schweiger in “Dear Kurt” austoben. So, jetzt zu der Katze, die mit den zusätzlichen Haaren im Gesicht nicht wirklich gut aussieht. Klassische Filmklischees werden in dem neuen Abenteuer oft verspottet. Kein Wunder also, dass der Showdown, bei dem sich alle Parteien im Zentrum des leuchtenden Sterns treffen, bewusst auf das legendäre Finale des italienisch-westlichen Klassikers „Two Glorious Scoundrels“ aus dem Jahr 1966 anspielt. Statt einem Goldschatz jagen nun alle dem letzten Wunsch hinterher und stehen sich gegenüber.

Nur unser schnauzbärtiger Held sorgt dafür, dass bei so viel Aufregung auch der Humor nicht zu kurz kommt. Abgesehen von den bewährten Gags, wenn er Milch aus einem Whiskeyglas trinkt oder versucht, Herzen mit seinen großen, dunklen Kulleraugen zu bezaubern, kann man sich kaum verkneifen, über die Geschichte zu lachen, wie er seine letzten acht Leben verloren hat. Um der Handlung den nötigen „Blockbuster“-Drive zu verleihen, bedarf es auch visuell spektakulärer Actionszenen. Es beginnt mit einem Kampf zwischen einer Katze und einem Koloss, bei dem einiges verprügelt werden muss, denn ausschweifende Zerstörungsorgien sind auch in kindgerechten Animationsfilmen längst zum Standard geworden.
Ebenso beeindruckend ist der Spielplatz im Inneren des Sterns. Stilisierter Glanz hat wirklich etwas Magisches an sich. Nicht nur, weil auf den realistischeren CGI-Stil, den wir aus „Shrek“ und dem ersten Teil von „Der gestiefelte Kater“ gewohnt sind, diesmal bewusst verzichtet wird: „Der gestiefelte Kater 2: Der letzte Wunsch“ sieht nicht aus wie jeder andere große Animationsfilm Blockbuster – findet aber seinen eigenen Stil, bei dem alle Charaktere und Hintergründe trotz der Perfektion der Animation wirken wie aus dem Bilderbuch – und das passt wunderbar in die Weihnachtszeit.
Fazit: In seinem zweiten Solo-Abenteuer stürzt der gestiefelte Kater in eine tiefe Sinnkrise – es ist spannend, lustig, unterhaltsam und diesmal etwas düster. Puss in Boots 2: The Last Wish sieht dank seines bildschönen Animationsstils auch verdammt gut aus.