Landkreis München – Intelligent aus der Krise – Landkreis München

Die Krise lässt sich nun in Zahlen begreifen. Die aktuelle Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern (IHK) zeigt, dass die Geschäftserwartungen der Unternehmen im Großraum München auf einen historischen Tiefstand gefallen sind. Nur elf Prozent der Firmenchefs erwarten eine Verbesserung der Lage, während 42 Prozent eine weitere Verschlechterung erwarten. Unter den vielen innovationsgetriebenen Unternehmen im Raum München wiederum wächst die Erwartungshaltung der Politik, die Region schon jetzt zukunftsfähig zu machen. Rene Fassbender gründete 2015 das Start-up OmegaLambdaTec in Garching und nutzt künstliche Intelligenz, um Antworten auf viele heutige Probleme zu geben. Als Vizepräsident des Regionalkomitees des IHC fordert er eine Offensive für die Digitalisierung der Behörden, um die „schlummernden Potenziale“ zu nutzen.

Wirtschaft: Rene Fassbender gründete die OmegaLambdaTec GmbH.  Als stellvertretender Sprecher des IHC für den Raum München fordert er eine verstärkte Digitalisierung.

Rene Fassbender gründete die OmegaLambdaTec GmbH. Als stellvertretender Sprecher des IHC für den Raum München fordert er eine verstärkte Digitalisierung.

(Foto: Kathryn Hess)

Dass dies notwendig sein kann, zeigt der aktuelle Wirtschaftsbericht der IHK. Von Ende September bis Mitte Oktober untersuchte das IHC zahlreiche Unternehmen in der Landeshauptstadt und in acht Kreisen um München, darunter auch der Landkreis München. Die aktuelle Geschäftslage beurteilen die Unternehmen überwiegend als gut. 37 Prozent sind positiv und nur 13 Prozent sind unzufrieden. Dies liegt vor allem daran, dass die Kapazitäten mit 84 Prozent weiterhin voll oder zufriedenstellend ausgelastet sind. Andererseits beklagen 77 Prozent der Unternehmen, dass sie von den hohen Preissteigerungen betroffen sind. Energie, Materialien und Rohstoffe sind teuer, zudem sind einige Vorprodukte knapp.

Trotz allem will René Fassbender kein pessimistisches Bild abgeben. Vielleicht liegt es an seinem Job und seiner Firma. Der stellvertretende IHK-Sprecher im Landkreis hat es sich zur Aufgabe gemacht, Probleme in Unternehmen und Gesellschaft professionell anzugehen und gemeinsam mit der OmegaLambdaTec GmbH nach Lösungen zu suchen. Er arbeitete beim Beratungsunternehmen McKinsey, promovierte in Astrophysik und war in der Grundlagenforschung tätig; davon sieben Jahre am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching. Dann gründete er sein Unternehmen, das heute mehrere Astrophysiker beschäftigt. Seine jüngsten Auszeichnungen verdiente sich das Unternehmen mit Konzepten, wie Unternehmen fragile Lieferketten besser kontrollieren und wie Energie gespart werden kann.

Viele Projekte sind in den Verwaltungen blockiert

Die Menschen bei OmegaLambdaTec sind keine Hellseher. Aber sie stehen für die Stärke der Wirtschaft im Raum München, wo viele Unternehmen tätig sind und Zukunftstechnologien entwickeln. Bereits 2017 präsentierte Fassbender dem Arbeitskreis Mobilität des IHK-Landesausschusses, wie der Verkehrsfluss im Raum München mit Hilfe der inzwischen anfallenden großen Menge an Verkehrsdaten optimiert werden kann. Smarte Mobilität war das Stichwort. Heute setzt er sich für Smart-City-Lösungen als „digitaler Zwilling“ von Kommunen ein. Genehmigungsverfahren in den Behörden könnten um 20 Prozent beschleunigt werden, sagt er. Viele Projekte würden dort blockiert. Fassbender bezifferte den Schaden bundesweit auf Hunderte von Milliarden. Die Gemeinde Kirchheim beteiligt sich an einem Smart-City-Modellprojekt und entwickelt einen solchen digitalen Zwilling, der die Gemeinde 1:1 online abbilden soll. In Haar hat der Gemeinderat auf Antrag der FDP ebenfalls das Gleiche beschlossen.

Wirtschaft: Magistratin Christina Frank mit Datenbrille: Die Landeshauptstadt München arbeitet an einem digitalen Zwilling.

Magistratin Christina Frank mit Datenbrille: Die Landeshauptstadt München arbeitet an einem digitalen Zwilling.

(Foto: Robert Haas)

Unternehmen in der Region, die von der Energiekrise, Russlands Krieg gegen die Ukraine und Inflationsängsten belastet sind, würden laut Fassbender durch den Abbau bürokratischer Hürden konkrete Hilfe bekommen. Er stimmt dem Vorsitzenden des IHC-Regionalausschusses in der Landeshauptstadt, Peter Inselkammer, zu, der ebenfalls mehr Tempo fordert: beim Ausbau erneuerbarer Energien, beim Ausbau der Verkehrsinfrastruktur und beim Wohnungsbau. Die Inselkammer will, dass der Großraum München „als Standort für wettbewerbsfähige Unternehmen erhalten bleibt“. Eine Krise ist auch eine Chance. Fassbender sagt, sie hätten zehn Jahre geschlafen, weil es auch ohne die zunehmende Digitalisierung gut lief. Aber jetzt musst du anfangen.

Abgesehen von den hohen Energie- und Rohstoffpreisen sehen die Unternehmen laut IHC-Umfrage mit 63 Prozent das größte Risiko im Mangel an qualifizierten Arbeitskräften und mit 61 Prozent im Rückgang der Binnennachfrage. Die Werte liegen deutlich über denen der Frühjahrsbefragung. Bei Investitionsvorhaben herrscht Zurückhaltung. 15 Prozent gaben an, mehr investieren zu wollen, 25 Prozent planen Einsparungen. 13 Prozent wollen Personal einstellen, 20 Prozent wollen Personal abbauen.

Stattdessen plädiert René Fassbender für andere Anpassungen und den Einsatz künstlicher Intelligenz, um Unternehmen krisenfester zu machen. So lassen sich Kosten sparen, aber er plädiert auch für neue digitale Geschäftsmodelle. Als Beispiel nennt Fassbender ein 2019 von seinem eigenen Unternehmen entwickeltes Programm, das mithilfe von Algorithmen Vorhersagen über Gaspreise trifft. “Damals hat es sich nicht gelohnt.” Heute ist es Spitze. Die Sachen liegen in den Schubladen bereit. Laut Fassbender hat OmegaLambdaTec gerade zwei Auszeichnungen erhalten. Zum einen der TransnetBW-Wettbewerb „Energiesystem 2050“ mit einem Programm, das Szenarien zeigt, wie Elektroautos mit dem Stromnetz kommunizieren und als Speicher fungieren können.

Auch bei der internationalen Clean Energy Hackathon Challenge zum hochaktuellen Krisenthema „Integration von Strompreisprognosen in die Gebäudeautomation“ konnte sich das Garchinger Unternehmen durchsetzen. Laut Fassbender wurde alle 15 Minuten eine vollautomatische Prognose für den an der Börse gehandelten Strompreis für die nächsten drei Tage programmiert.

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