
Es ist nicht nur ein Film über die Auswirkungen von Corona auf die Musikindustrie, sondern auch ein Einblick in die Eitelkeit und Aufrichtigkeit von HP Baxxter.
Hamburg – an Plötzliche Trennung von „Scooter“ Vor zwei Wochen kam es für viele Fans aus dem Nichts. die Zuschauer des Neuen Dokumentarfilme „FCK 2020 – Zweieinhalb Jahre auf dem Tretroller“ von Regisseurin Cordula Kablitz-Post (58) wird nachvollziehen, warum es fast unvermeidlich war. Es ist nicht nur ein Film über die Auswirkungen von Corona über die Musikindustrie, sondern auch einen Einblick in die Eitelkeit und Ehrlichkeit von Frontmann HP Baxxter (58).

HP Baxxter (58) auf dem Filmfest Hamburg: Hier hatte der Film „FCK 2020 – Zweieinhalb Jahre auf dem Roller“ Premiere. © Georg Wendt/dpa
HP Baxxter macht Musik für viele Menschen. Menschen, die gemeinsam bei einem Konzert oder Club „to go wild“ sind. Von Mama im Keller bis zu seinem größten Auftritt bei Rock am Ring vor 80.000 Menschen. Seine Musik ist nicht die Art, die in einem stillen Schrank im Hintergrund läuft. Wo Scooter fährt, gibt es Spaß. Und das seit 26 Jahren.
Doch die weltweite Pandemie machte auch vor der Kultband nicht halt, und die dröhnenden Hardcore-Beats kamen fast zwei Jahre lang nur aus den Autolautsprechern von Baxxter. Einziger Lichtblick: Konzerte im Ausland oder Autokinos. Zuerst von Baxter verpönt, dann aus Verzweiflung gespielt.
Denn eines ist in den zweieinhalb Jahren, in denen Cordula Kablitz-Post die gebürtige Ostfriesin mit der Kamera begleitet, klar geworden: Baxter braucht die Bühne und die Bestätigung der Fans.

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Kaum etwas ist so nachdrücklich wie seine Eitelkeit. Sie geht jede Woche zu einem Friseur ihres Vertrauens und kontrolliert bei jeder Gelegenheit ihr Spiegelbild.
Für HP Baxxter ist „Scooter“ ein Geschäft

HP Baxxter mit Keyboarder Sebastian Schilde (37, rechts) und DJ Michael Simon (50, Mitte) im Studio. © Christian Charisius/dpa
Die barocke Villa vor den Toren Hamburgs, die dank mehrerer Tierhäute an den Kult-Sketch „Dinner for One“ erinnert, muss immer penibel aufgeräumt sein. „Alles muss aufgeräumt sein, um meine innere Zerrissenheit zu überdecken“, gibt Baxter offen zu. Denn genau wie seine Eitelkeit wird seine Aufrichtigkeit von Kablitz-post gut in Szene gesetzt.
Ob es darum ging, die Texte zu vergessen, weil er lieber auf Partytour in Übersee wäre (Feiern war dort noch erlaubt) oder zuzugeben, dass er nicht zu den begabtesten Songwritern gehörte.
Besonders erstaunlich ist die Beziehung zu seinen Bandkollegen. Für Baxxter ist „Scooter“ ein erfolgreiches Geschäft und er der Boss. Wer nicht mitmacht, wird schnell von der Seitenlinie geworfen oder in ein anderes Hotel verbannt.

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Auch im Film scheut Kablitz-Post nicht davor zurück, die Spannungen zwischen Baxter und Ex-Mitglied Keyboarder Sebastian Schilde, 37, und DJ Michael Simon, 50, aufzuklären.
Als Mitglied bei Scooter muss man einiges aushalten können

Lisanne Geller hat sich während der Dreharbeiten zu FCK 2020 – Zweieinhalb Jahre auf dem Scooter von HP Baxxter getrennt. © Jörg Carstensen/dpa
Simon ist seit 16 Jahren Teil der Band, doch das Verhältnis zu Baxter ist alles andere als freundschaftlich. Die Besessenheit des Sängers zeigt sich gegenüber seinen Kollegen erneut. Alle Bandmitglieder und die Crew müssen nach jedem Konzert raus und auf eine Party gehen. Während Corona eine fast so große Herausforderung wie die Auftritte selbst.
Baxxter nennt es „Barzwang“. Dass Sebastian Schilde oft ablehnte und dafür belächelt wurde, trug nicht gerade zu einer stimmigen Atmosphäre bei.
Als Mitglied von Scooter muss man einiges ertragen, nicht nur viel Alkohol, sondern auch die Launen von Baxxter. Er spielt auch gerne die Arbeit anderer herunter und behauptet im Streit mit Michael Simon, dass der DJ noch nie einen Song selbst produziert habe.
Es ist fast widersprüchlich, wie Baxter mit seiner Musik Fans eint, hinter den Kulissen aber oft alleine agiert. Außerhalb des Parteikontextes erscheint ihm die Community fremd. Seine treuesten Begleiter sind seine beiden Hunde und der ständige Wunsch, dem „normalen“ Alltag zu entfliehen.
Aber zuerst muss er neue Geschäftspartner finden.
„FCK 2020 – Zweieinhalb Jahre auf dem Roller“ startet am 12. Januar 2023 in den deutschen Kinos.