
Deutschland will “etwa 40” Frettchen in die Ukraine liefern
Die USA liefern Infanterie-Kampffahrzeuge Bradley an die Ukraine
Deutschland beliefert die Ukraine jetzt mit Marder-Schützenpanzern und Patriot-Flugabwehrraketen. USA wollen Schützenpanzer Bradley ausliefern. Das teilten Bundesregierung und Weißes Haus mit, nachdem Bundeskanzler Scholz mit US-Präsident Biden telefoniert hatte.
Nun gibt es konkrete Zahlen: Deutschland will nach Angaben des außenpolitischen Sprechers der SPD-Bundestagsfraktion rund 40 Frettchen nach dem Umkippen des Panzers an die Ukraine übergeben. Es gibt auch ein Patriot-Raketenabwehrsystem. Die USA liefern Bradley Light Armoured Personnel Carriers.
NNach der Zusage Deutschlands, die Ukraine mit Marder-Schützenpanzern zu beliefern, nannte SPD-Außenpolitiker Nils Schmid konkrete Details. „Wir gehen davon aus, dass es rund 40 sein werden, auf die die Bundeswehr verzichten kann oder die aus Industriebeständen verwertet werden können“, sagte der außenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion am Freitag im RBB Inforadio. “Die ukrainische Seite wird eine gewisse Eingewöhnungszeit brauchen, aber wir werden diese Waffen im ersten Quartal dieses Jahres liefern können.” Die Größe entspricht den angepeilten Zahlen nach Angaben von WELT.
Laut Vizekanzler Robert Habeck sollte Deutschland der Ukraine alle einsatzbereiten Schützenpanzer vom Typ Marder zur Verfügung stellen. „Alle funktionstüchtigen Frettchen sollten abgegeben werden“, sagte der Grünen-Politiker bei einem Besuch in Norwegen. Aufrufe zu weiteren Panzerlieferungen, etwa beim Panzer Leopard 2, lehnte die Bundesregierung jedoch ab, dazu könne derzeit nichts versprochen werden, sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit in Berlin. Auch diese Forderungen sind nicht neu.
Unterdessen sagte Schmid, der Aufruf der Ukraine nach Leopard-Panzern sei völlig verständlich. „Allerdings haben wir gemeinsam mit den anderen Verbündeten entschieden, dass wir jeden Schritt der Skalierbarkeit neu bewerten wollen.“ Der SPD-Politiker fügte hinzu: „Es gibt zwei Waffensysteme, bei denen es zweifellos mehr Skalierbarkeit gibt. Das eine sind Kampfflugzeuge und das andere Panzer.“ Schmid verteidigte auch, dass die Entscheidung zur Lieferung des Marder erst jetzt gefallen sei, es gehe um eine enge Abstimmung mit den Bündnispartnern, und lehnte Aufrufe zur Lieferung von Kampfpanzern an die Ukraine ab.
Nach monatelangem Zögern hatte die Bundesregierung am Donnerstag angekündigt, Marder-Schützenpanzer und Patriot-Flugabwehrraketen nach Kiew liefern zu wollen. Am Tag zuvor hatte Frankreich angekündigt, als erstes Land Panzer nach westlichem Vorbild an die Ukraine zu liefern.
„Präsident Biden und Bundeskanzler Scholtz haben ihre gemeinsame Entschlossenheit zum Ausdruck gebracht, der Ukraine so lange wie nötig die notwendige wirtschaftliche, humanitäre, militärische und diplomatische Unterstützung zukommen zu lassen“, sagte die Bundesregierung in einer Erklärung. Beide Regierungen wollen auch dafür sorgen, dass ukrainische Soldaten in ihren jeweiligen Waffensystemen ausgebildet werden.
Der Rüstungskonzern Rheinmetall sprach im vergangenen Jahr von 100 alten Frettchen auf Lager, die allerdings aufbereitet werden müssen. 40 davon werden im Rahmen eines Ringtauschs zugunsten der Ukraine nach Griechenland geliefert. Athen gibt dafür sowjetische BMP-1-Modelle.
Der Marder wurde bereits im Kalten Krieg konstruiert, wird aber immer noch von der Bundeswehr eingesetzt. Zuletzt wurde seine Rolle sogar aufgewertet, weil Kopien des Nachfolgemodells „Puma“ mit Schäden ausfielen. Das Frettchen gilt nicht als Panzer, aber mit seiner Autokanone und seinen Panzerabwehrraketen kann es feindliche Infanterie, Panzer und gepanzerte Fahrzeuge angreifen.
Das deutsch-amerikanische Abkommen ist das Ergebnis von Abstimmungen zwischen den beiden Regierungen seit dem 10. Dezember. Berichten zufolge wird Washington etwa 50 Bradley-Infanterie-Kampffahrzeuge liefern. Das Paket sollte am Freitag vorgestellt werden, sagten zwei Vertreter der US-Regierung.
Frankreich hat am Mittwoch angekündigt, Aufklärungspanzer vom Typ AMX-10 RC an die Ukraine liefern zu wollen. In der Folge änderte auch die SPD ihre Position zur Lieferung von Panzern. Die Grünen und die FDP fordern seit längerem ihre Regelung.
Deutschland folgt den USA bei der Lieferung von Patriot-Raketen
In dem Aufruf bekräftigten Scholz und Biden auch, dass sie der Ukraine angesichts anhaltender Raketen- und Drohnenangriffe auf kritische Infrastruktur weiterhin Luftverteidigungsunterstützung leisten würden. Ende Dezember gaben die Vereinigten Staaten bekannt, dass sie das Patriot-Luftverteidigungssystem an die Ukraine liefern würden. Deutschland zieht nun nach und liefert eine weitere Einheit des Systems, das aus einer Startrampe, einer Radareinheit und einer Steuereinheit besteht, die jeweils auf einem LKW montiert sind.
Wie das Patriot-Flugabwehrsystem funktioniert
Die USA wollen offenbar das Luftabwehrsystem Patriot an die Ukraine liefern. „Das System kann sogar ballistische Flugkörper abfangen“, sagt Militärexperte Guido Schmidtke. Es erklärt genau, wie es funktioniert und wie es Ziele zerstört.
Deutschland hatte seinem Nato-Partner Polen Patriot-Systeme zugesagt, die dann auch von deutschen Soldaten betrieben würden. Dies gilt nicht, wenn das System in die Ukraine geliefert wird. Die Nato hat keine Truppen in die Ukraine entsandt und will keine Kriegspartei werden. Daher sollte die Ausbildung in Marder und dem Patriot-System auch in Deutschland oder einem NATO-Land stattfinden.
Vizekanzler Robert Habeck sagte am Mittag, eine Entscheidung stünde unmittelbar bevor, auch Außenministerin Analena Baerbock habe eine Umkehrung angedeutet. „Seit Kriegsbeginn haben wir unsere Unterstützung in Zusammenarbeit mit unseren Partnern immer weiter ausgebaut. Es ist sinnvoll, auch diesen Schritt zu gehen“, erklärte Habeck nach der Entscheidung. “Die Ukraine hat das Recht, sich gegen die russische Aggression zu verteidigen, und wir haben die Pflicht, ihr dabei zu helfen.”
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