Silicon Valley feuert, Deutschland stellt ein

Angesichts eines angespannten Arbeitsmarktes und eines Mangels an Arbeitskräften, insbesondere für Softwareentwickler, sehen einige deutsche Unternehmen die Tausenden von Entlassungen im US-Technologiesektor als Chance, Top-Talente einzustellen. Das berichtete die britische Nachrichtenagentur Reuters am Montag.

Dem Bericht zufolge haben Massenentlassungen einen Pool von Arbeitssuchenden geschaffen, den Deutschland gerne anzapfen möchte. Die US-Westküste war schon immer ein erstklassiges Ziel für gute Software-Ingenieure. Dort, im Silicon Valley, haben viele der großen US-Tech-Unternehmen wie Alphabet, Microsoft und Meta ihren Sitz.

„Sie feuern, wir stellen ein“, zitierte Reuters Rainer Zuhoer, Personalchef bei Cariad, der Software-Tochter des Autoherstellers Volkswagen. “Wir haben mehrere hundert Stellenangebote in den USA, Europa und China.” Und Bayerns Digitalisierungsministerin Judith Gerlach schrieb kürzlich im Karrierenetzwerk LinkedIn vor Software-Experten: „Ich möchte Sie herzlich einladen, nach Bayern zu ziehen.“

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Besorgt über Inflation und Rezessionsängste haben große US-Technologieunternehmen mehr als 50.000 Arbeitnehmer entlassen. Allein in den vergangenen Tagen hat die Google-Muttergesellschaft Alphabet 12.000 Mitarbeiter entlassen, Microsoft 10.000 und Amazon weitere 8.000, nachdem im November zunächst von 10.000 Entlassungen die Rede war. Meta hatte daraufhin die Trennung von 11.000 Arbeitern angekündigt. Und das sind nur die Entlassungen bei den fünf US-Tech-Riesen. Auch andere Technologieunternehmen bauen ihre Belegschaft um Hunderte oder sogar Tausende ab. Analysten haben vorhergesagt, dass das Wachstum im Silicon Valley nicht ewig anhalten kann. Das Ausmaß der Kürzungen überrascht jedoch.

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In Deutschland ist die Situation etwas anders. Obwohl das Land laut Reuters „ebenfalls am Rande einer Rezession“ steht, sind seine Unternehmen in den letzten Jahren langsamer gewachsen und große technologische Sprünge stehen noch bevor. Laut IT-Branchenverband Bitkom sind in Deutschland 137.000 IT-Jobs unbesetzt Reuters.

Zudem macht die aktuelle Schwäche des Euro gegenüber dem US-Dollar Deutschland bei den Arbeitskosten wettbewerbsfähiger. Darüber hinaus hoffen einige, dass eine günstigere Gesundheitsversorgung und Kosten im Vergleich zu Hotspots wie San Francisco ein Anziehungspunkt sein könnten, heißt es in dem Bericht.

Aber es gibt auch Leute, die den Optimismus nicht teilen, wie etwa Bernhard Rohleder vom Bitkom, der darauf hinweist, dass Deutschland nicht nur mit anderen Ländern um die talentiertesten Arbeitskräfte konkurriert, sondern auch mit den Herkunftsländern potenzieller Kandidaten.

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Die Bundesagentur für Arbeit geht auf Basis der Bevölkerungserhebung davon aus, dass jährlich 400.000 Zuwanderer aus Drittstaaten benötigt werden, um den Fachkräftemangel in Deutschland auszugleichen.

Eine Herausforderung könnte Deutschlands Hang zur Bürokratie sein, schreibt Reuters. Unternehmen berichten bereits von monatelangen Verzögerungen bei der Ausstellung von Arbeitsgenehmigungen für ihre neuen Mitarbeiter. Das Pilotprogramm „Hand in Hand für internationale Talente“ soll ausländischen Arbeitskräften helfen, in Deutschland Fuß zu fassen.


(akn)

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