Sportmoment 2022: Kamila Walijewa – ein Opfer des Systems – SWR Sport

Das Sportjahr 2022 hatte nicht nur gute Zeiten zu bieten: Der Dopingfall der erst 15-jährigen Olympiateilnehmerin Kamila Valiyeva schockierte die ganze Welt – und SWR-Sportredakteurin Dorothee Büttner.

Das Spiel macht Spaß und ist spannend. Dass Profisport aber auch mal schmutzig ist, ist eine traurige Tatsache, die oft vergessen oder verdrängt wird. Was jedoch noch lange in Erinnerung bleiben wird, ist der Fall der jungen gedopten Skaterin Kamila Valiyeva aus Russland. Er war nicht nur ein Täter, er war ein Opfer des Systems. Ein gnadenloses Betriebssystem. Ein Sportprogramm, das seine Kinder ernährt.

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Große Erwartungen an ein kleines Mädchen

Im Januar 2022 spielte Valiewa mit ihrem lupenreinen Programm zur Musik von Tschaikowsky die Europameisterschaft. Er überzeugte die Jury und erzielte für sein Kurzprogramm 90,45 Punkte – Weltrekord. Das Mädchen im lila Kleid begeisterte das Publikum und auch mich. Als Jahrhunderttalent und Favorit reiste er im Februar zu den Olympischen Winterspielen nach Peking. Das erste Ziel, eine Goldmedaille im Mannschaftswettbewerb, wurde vor allem durch sie erreicht. Auch Gold im Einzelwettbewerb schien ihm sicher. Aber alles würde anders werden.

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Kamila Valiewa im Januar 2022 bei der Europameisterschaft in Tallinn (Foto: IMAGO, SNA)

Kamila Valiewa im Januar 2022 bei der Europameisterschaft in Tallinn


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In einer Blutprobe von Valiyeva wurde das Herzmedikament Trimetazidin gefunden. Seit Jahren sind leistungssteigernde Substanzen von der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) verboten. Die 15-Jährige wurde von weiteren Wettkämpfen gesperrt, doch dann entschied das CAS-Schiedsgericht für Sport, dass Valiyeva trotz Dopingverdachts antreten darf. Ein weiterer Grund dafür sei, dass er ein Kind gewesen sei, was ihm “besonderen Schutz” gewährt haben soll. Allerdings war das im Nachhinein keine Verteidigung, sondern eine größere Strafe für ihn. Denn am 17. Februar 2022 blickte die ganze Welt auf ein sehr verletzliches Mädchen, das unter dem großen Druck des Eises zerbrach.















Ein schwerer Sturz für ein hochgelobtes Talent

Nach einem kurzen Programm stieg er als Leader in die Kür ein. Aber nicht nur die Orchesterbegleitung von „Bolero“ war schwierig, sondern auch die besondere Situation, in der sich Kamila Valiyeva befand. Jedes Mal, wenn er sprang, verlor er das Selbstvertrauen und stürzte immer wieder. Schließlich bedeckte sie ihr Gesicht mit ihren Händen und weinte bittere Tränen. Ein Anblick, der mich fast zum Weinen brachte. Er hat es nicht nur versäumt, der Welt zu zeigen, wozu er fähig ist, er hat versagt. Für ihn war es der vierte Platz. Gold und Silber gingen an zwei Russinnen, Anna Shcherbakova und Alexandra Trusova. Aber selbst wenn sie die Medaille gewonnen hätte, hätte Valieva immer verloren.

Die frühere Eiskunstläuferin und ARD-Expertin Katarina Witt zeigte sich schockiert über den Auftritt und glaubte, Valiyeva hätte geschützt werden müssen.

“Sie werden zum Fressen in die Erde geworfen”.

Eine verpasste Medaille, ein vertaner Traum und vor allem eine Ruine für einen jungen Spieler. Wir wissen nicht, ob Valieva aus freien Stücken Drogen nimmt. Aber ich will nicht missverstanden werden: Doping ist immer falsch, immer falsch. Aber dem Kind die Schuld für ein fehlerhaftes System zu geben, ist ebenso falsch wie falsch.

Schließlich bleibt der Dopingfall von Kamila Valiyeva für mich einer der traurigsten sportlichen Momente des Jahres 2022. Das einzig Gute daran ist, dass das unangenehme Thema Doping im Sport wieder ins öffentliche Bewusstsein gerückt ist und sich jeder, ob interessierter Zuschauer oder Sportjournalist, fragen muss: Hochsport und Hochsport – um welchen Preis?

Ergebnisse im Sport

Die Forderungen nach einer Anhebung der Altersgrenze sind dramatisch gestiegen. Und tatsächlich soll das Alter für den Spitzensport schrittweise angehoben werden: zunächst auf 16 Jahre und 2024 auf 17 Jahre. Mit den bevorstehenden Olympischen Winterspielen 2026 in Mailand und Cortina d’Ampezzo bleibt abzuwarten, ob Valiyeva dort antreten darf. Ihr Dopingprozess ist noch nicht abgeschlossen.

Kamila Valiewa ist jetzt zurück auf dem Eis in ihrer Heimat Russland, aber viel von ihrer früheren Anziehungskraft ist verloren gegangen. Die nächsten Nachwuchstalente stehen bereits in den Startlöchern. Drogen oder nicht, diese zukünftigen Athleten könnten Opfer eines rücksichtslosen Systems werden, in dem der Erfolg alle Regeln und die Gesundheit der Athleten übertrumpft. Als großer Fan des Sports hoffe ich, dass es solche Momente im Februar 2022 beim Skifahren in Zukunft nicht mehr geben wird.

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