
UN-Generalsekretär: „Sie sind auf dem Highway in die Klimahölle“


Dutzende von Führungskräften werden am zweiten Tag der COP27 in Ägypten erwartet.
Quelle: Gehad Hamdy/dpa
Auf der Weltklimakonferenz haben Beratungen über die nächsten Schritte im Kampf gegen die Klimakatastrophe begonnen. Zu Beginn richtete UN-Generalsekretär Guterres einen eindringlichen Appell an die Teilnehmer.
EINAuf der Weltklimakonferenz in Ägypten hat UN-Generalsekretär Antonio Guterres mit düsteren Worten vor den Folgen der Erderwärmung gewarnt. „Wir sind auf dem Highway in die Klimahölle – mit dem Fuß auf dem Gas“, sagte Guterres in einer Rede vor Dutzenden Staats- und Regierungschefs in Sharm el-Sheikh.
„Wir kämpfen den Kampf unseres Lebens – und wir stehen kurz davor, zu verlieren“, warnte er und verwies auf Dürren, Überschwemmungen, Stürme und den Anstieg des Meeresspiegels durch die Klimakrise.
Das auf der Weltklimakonferenz 2015 in Paris vereinbarte Ziel, die Erwärmung auf 1,5 Grad gegenüber vorindustrieller Zeit zu begrenzen, ist akut gefährdet. Die Portugiesen forderten einen „Pakt der Klimasolidarität“, den reiche Länder nun mit Schwellen- und Entwicklungsländern abschließen müssten. Dafür sind vor allem die USA und China verantwortlich. Wörtlich sagte er: «Die Menschheit hat die Wahl: Zusammenarbeit oder Untergang!».
Guterres unterstützte Forderungen der armen Länder nach Entschädigung der Industrieländer für bereits erlittene Klimaschäden – im UN-Jargon “loss and damage” genannt. Dieses Thema darf nicht mehr unter den Teppich gekehrt werden.
Auf der Weltklimakonferenz COP27 werden auf höchster politischer Ebene die nächsten Schritte im Kampf gegen die Erderwärmung diskutiert. Erwartet werden Reden von Bundeskanzler Olaf Scholz und Dutzenden weiteren Staats- und Regierungschefs – darunter viele Länder wie Kenia oder Niger, die besonders anfällig für Klimawandel und Wetterextreme sind. Zu der Konferenz werden auch der neue britische Premierminister Rishi Sunak und US-Präsident Joe Biden erwartet. Zu der Konferenz waren rund 45.000 Teilnehmer registriert, die meisten davon als Delegierte aus den Bundesländern.
Laut einem am Sonntag veröffentlichten Bericht der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) ist das Wetter von entscheidender Bedeutung. Demnach weisen die vergangenen acht Jahre den wärmsten Rekord auf. Die globale Durchschnittstemperatur wurde kürzlich auf etwa 1,15 Grad über dem vorindustriellen Durchschnitt geschätzt. Die Konzentration der wichtigsten Treibhausgase – Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4) und Lachgas (N2O) – erreichte laut WMO im Jahr 2021 ein neues Maximum, bei Methan war der Anstieg noch höher als je zuvor.
Laut Klimaforschern muss die Erderwärmung bei 1,5 Grad gestoppt werden, um gefährliche Kipppunkte und die katastrophalsten Folgen des Klimawandels zu vermeiden. Das ist zwar theoretisch noch möglich, aber nur durch einen radikalen Richtungswechsel in der Klimapolitik zu erreichen. Die internationale Gemeinschaft hat sich auf dieses Ziel geeinigt, tut aber bei weitem nicht genug, um es politisch umzusetzen.
Mit einem vorübergehenden Erfolg haben die COP-Mitgliedsstaaten das Thema klimabedingte Schäden und Verlustfinanzierung erstmals auf die offizielle Tagesordnung gesetzt. Das bedeutet Schäden durch extremes Wetter und langsame Veränderungen. Entwicklungsländer, die besonders anfällig für Klimaschäden sind, haben lange um formelle Verhandlungen zu diesem Thema gekämpft. Bis zu einer Entscheidung oder neuen Cashflows in diesem Zusammenhang könnten jedoch Jahre vergehen.