
DSchneiden und Stechen, wie vor allem von der Springer-Konzernzeitung erwartet (“Krisensitzung”, “Machtkampf”), blieb es bei der 646. Sitzung des WDR-Rundfunkrates. Für diesen kultivierten Kurs konnte der Doyen des kritischen Dialogs, FDP-Politiker Gerhart Baum, der im Rundfunkrat des Kulturrates Nordrhein-Westfalen sitzt, zu Beginn der Sitzung im Stiftersaal des Wallraff-Richartz sprechen Museum. Einen “Machtkampf” erwarte er nicht, sagte Baum, aber einen “Kampf, den es auszufechten gilt” durchaus: “zwischen denen, die den öffentlich-rechtlichen Rundfunk reformieren und verteidigen wollen” und denen, die einen klaren Schnitt anstreben. Damit übrigens nicht die Butter vom Brot geht, muss dringend eine „Vorwärtsstrategie“ entwickelt werden, die den jüngsten Beschlüssen der Rundfunkkommission vom 20. Januar folgt.
“Es wurde ein Erwartungshorizont gegen uns aufgebaut”, dem nur ein ehrgeiziger Plan zur Reform Ihrer und Ihrer Öffentlichkeitsarbeit entgegenwirken könne. Die meisten internen Kritiker des Rates waren nun auf der Seite der Verteidiger zu finden; Dementsprechend zivilisiert, aber ziemlich hitzig darüber. Sogar erhitzt wie selten.
Lange sahen Rundfunkräte blass und unauffällig aus. 2006 verhöhnte Günter Jauch sie als „Gremien voller Gremlins“ (sie ebneten dem Moderator schnell den Weg zurück in die ARD; Jauch selbst scheiterte dann im öffentlich-rechtlichen Rundfunk). Manchmal, und nicht immer zu Unrecht, werden sie “Abnickvereine” genannt (besonders nach dem, was im RBB passiert ist). Und doch scheint es so, als ob die Aufsichtsgremien der Rundfunkanstalten, die etwa ein Drittel der Parteivertreter stellen, der Rest der gesellschaftlich repräsentativen Vertreter sind und die für die Überwachung der Einhaltung des gesetzlichen Auftrags der Rundfunkanstalten zuständig sind immer mehr zu einer Bühne für die Debatte über die Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks – nicht nur, weil seine Sitzungen bis auf wenige Ausnahmen öffentlich sind.
Direktoren müssen vor diesem Ausschuss Fragen zum Programm beantworten. Mitglieder und viele Zuschauer erwarteten mit großer Spannung den Bericht von WDR-Intendant Tom Buhrow, die Top 3 auf der Agenda.
CDU-Mitglieder beschwerten sich bei Intendant Tom Buhrow über den WDR-Satiriker Jean-Philippe Kindler, der der CDU kürzlich Hassreden und Hetze vorwarf.
:
Bild: dpa
Beim WDR hat sich in den vergangenen Tagen einiges angesammelt. Dies geht weit über die üblichen Programmbeschwerden hinaus, von denen zwei ebenfalls ausführlich behandelt wurden (der Rundfunkrat hat beiden nicht zugestimmt), und betrifft inhaltliche Fragen. Schließlich kommt es nicht alle Tage vor, dass die eigenen Mitglieder einen hetzerischen Brief an den Direktor schicken, der vorab über die Medien an die Öffentlichkeit gedrungen ist. In diesem Fall taten dies NRW-Landtagsabgeordnete für die CDU: NRW-Vizepräsident Gregor Golland, die Landtagsabgeordneten Florian Braun und Jan Heinisch sowie die ehemaligen Abgeordneten Kirstin Korte und Petra Vogt.
Sie kritisieren insbesondere die „Toleranz“ der „Tiraden“ des Satirikers Jean-Philippe Kindler, der als freier Mitarbeiter für den WDR arbeitet und nach den Neujahrsunruhen und der entsprechenden Migrationsdebatte auf seinem privaten Instagram-Account schrieb über “Radikalisierung” und “Hetze” gegen die “Scheißpartei” namens CDU. Der WDR hat sich inhaltlich nicht geäußert. In dem Schreiben beklagt er auch den Fall des Komikers Moritz Neumeier, der in seiner Sendung „Lustig“ erfolglos Witze über Pädophilie gemacht hatte, die der WDR nach Bekanntwerden aus dem Programm genommen hatte.
Luisa Neubauer und Louis Klamroth
:
Bild: dpa
Auch CDU-Mitglieder wurden zu wenig über die Starkregenfront, aber zu viel über die Proteste in Lützerath informiert. Kürzlich kam ein weiteres nicht ganz neues Streitthema auf die Tagesordnung. In verschiedenen Medien hieß es im Vorfeld, dass die Debatte um das Verhältnis des neuen „hart aber fair“-Moderators Louis Klamroth und Luisa Neubauer, der Hauptprotagonistin der Jugendklimabewegung, bei dieser Sitzung neu entfacht werden soll. Und hier war Jan Heinisch derjenige, der die größte Waffe auspackte, die mögliche „Selbstwahrnehmung“ des Moderators. Aus diesem Grund muss jeder „kleine Kommunalpolitiker“ offenlegen, mit wem er in einer Beziehung steht. Vielleicht waren die WDR-Compliance-Regeln nicht genug.