
Deutschland isst das wirklich vegan


Nur ein Neujahrsvorsatz oder mehr? Im Januar probieren manche Menschen eine vegane Ernährung aus
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Jedes Jahr im Januar ermutigen viele Organisationen und Unternehmen die Menschen dazu, sich vegan zu ernähren. Wie ein guter Neujahrsvorsatz. Doch wie sieht es in der Realität aus – wie viel Fleisch landet noch auf deutschen Tellern?
WHut zum Abendessen gibt, kann zu Kontroversen in Familie, Freunden und Bekannten führen. Vor allem im Januar Veganuary, den die britische Organisation zur Förderung der veganen Lebensweise 2014 erstmals ausgerufen hat, probieren zumindest einige fleischlose Gerichte.
So sehr die Supermarktregale mittlerweile voll sind mit veganen Alternativprodukten, so stellt sich doch die Frage: Wie viele Deutsche ernähren sich mittlerweile eigentlich vegan – und besteht wirklich Bedarf an abwechslungsreicher veganer und vegetarischer Ernährung?
Ein Blick auf die Statistik verrät: Tatsächlich ist die Zahl der Veganer in Deutschland zwischen 2019 und 2022 kontinuierlich gewachsen: von 950.000 er 1,58 Millionen.
Vegane Ernährung: Das Interesse ist geweckt
Auch wenn die meisten der 83 Millionen Deutschen hierzulande nicht komplett vegan leben, sind viele dennoch neugierig und zumindest offen dafür, weniger Fleisch zu essen. Das zeigen die Ergebnisse einer aktuellen repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov unter 2.078 Personen in Deutschland im Auftrag des veganen Lebensmittelherstellers Simply V.
In der Umfrage wurden ca 87 Prozent Die Teilnehmer gaben eine omnivore Ernährung an – Fleisch und andere tierische Produkte sind ebenfalls Teil ihrer Mahlzeiten. Fast ein Drittel davon, d.h 28 Prozent, berichteten aber, vegane Alternativprodukte wie Fleischersatz, veganen Käse oder pflanzliche Milch im Kühlschrank zu haben. Fast zwei Drittel der Deutschen haben der Umfrage zufolge im vergangenen Jahr mindestens einmal vegane Alternativprodukte gekauft.
Um 15 Prozent aller Befragten könnten sich vorstellen, irgendwann ausschließlich vegan zu essen.
Untersuchungen zufolge können sich etwa 35 Prozent der Generation Z zumindest vorstellen, ausschließlich vegan zu leben
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Auch eine vom Lieferdienst Lieferando in Auftrag gegebene Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Kantar verdeutlicht, dass eine vegane bzw. vegetarische Ernährung in Deutschland immer beliebter wird. Mehr als die Hälfte gibt an, vegane oder vegetarische Gerichte zu bestellen, ohne Vegetarier oder Veganer zu sein.
Auch der Lieferdienst selbst verzeichnet entsprechend mehr Bestellungen: Vegetarische Bestellungen bei Lieferand haben in den letzten zwei Jahren zugenommen 20 Prozent Ende.
Vor allem Millennials und die Generation Z versuchen, Fleisch zu meiden
„Wir sehen einen stetigen Anstieg an veganen und vegetarischen Bestellungen auf unserer Plattform und dass sich unsere Nutzer auch das ganze Jahr über mit gesundem und leckerem Essen beschäftigen“, sagt Katharina Hauke, CEO von Lieferando. Gerade bei jungen Zielgruppen spielt die Sensibilisierung für Klima und Umwelt eine wichtige Rolle.
In der Lieferando-Umfrage 77 Prozent von 18 bis 24 Jahren regelmäßig oder gelegentlich fleischlose Produkte bestellen. hoch 60 Prozent von denen neben Angaben zum Nährwert der bestellten Gerichte auch Angaben zum CO₂-Fußabdruck der gesamten Bestellung erwünscht sind.
Auch beim Wocheneinkauf macht sich der Trend zum Veganismus bei manchen bemerkbar
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Kein Wunder, schließlich sind die Themen Klimawandel und Nachhaltigkeit in dieser Altersgruppe über Social Media viel präsenter als in früheren Generationen. Dies spiegelt sich auch in der bereits erwähnten YouGov-Umfrage zur veganen Ernährung in Deutschland wider. Die drei häufigsten Beweggründe für den Kauf veganer Lebensmittel sind Tierschutz, Freude am Probieren und die Förderung der veganen Ernährung.
In den Babyboomer-Altersgruppen, also zwischen 56 und 75 und zwischen 41 und 56, ist der Anteil veganer Produkte ähnlich 20 bzw 29 Prozent am wenigsten. Unter Millennials und noch jüngeren Mitgliedern der Gen Z ist veganes Essen jedoch mittlerweile selbstverständlich: Zwei Drittel aller Befragten im Alter von 25 bis 40 Jahren haben veganes Essen in ihrer Küche, Gen Z nur wenige 42 Prozent der Fall.
Pflanzliche Lebensmittel: Unterschiede zwischen den Staaten
Vegane Gerichte und Lebensmittel sind beliebter, insbesondere in städtischen Gebieten
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In den Städten Berlin und Bremen wird die Zahl der Verbraucher, die auch veganen Käse, Milch und Wurst kaufen, mitgezählt. 52 und 48 Prozent das höchste. Im Freistaat Thüringen sind vegane Ersatzprodukte Pflicht 33 Prozent für den Wocheneinkauf. In den Bundesländern Brandenburg (19 Prozent), Saarland (18 Prozent) und Sachsen-Anhalt (zwölf Prozent) laut der YouGov-Umfrage am niedrigsten.
Vegane Milchalternativen sind bei Deutschen besonders gefragt: 35 Prozent der Befragten entscheiden sich neben tierischer Milch für vegane Getränke aus Mandeln, Hafer oder Reis. Sechs Prozent bevorzugen es sogar.
Laut dem veganen Lebensmittelhersteller Simply V sehen sie auch eine erhöhte Nachfrage. Dies ist kein vorübergehendes Phänomen, sagt CEO Caroline Zimmer: „Die Leute bleiben dabei, wenn sie vegan werden. Es geht nicht um irgendwelche Modeerscheinungen, sondern darum, mit veganen Alternativprodukten zu einer abwechslungsreichen, genussvollen, gesunden und nachhaltigen Ernährung beizutragen.”
So weit so gut – aber wie sieht es mit der Ökobilanz von Veganern, Vegetariern oder Omnivoren aus? Amerikanische Forscher wollten mehr darüber wissen. Hier sind die Ergebnisse ihrer Studien…