
Berlin (dpa) – Die Einführung des Nutri-Score kommt den Verbraucherzentralen zu langsam voran. Von den 1.451 untersuchten Lebensmitteln seien rund 40 Prozent mit der Lebensmittelampel gekennzeichnet, teilte die Verbraucherzentrale Hamburg (VZHH) am Donnerstag mit und verwies auf eine bundesweite Analyse der Verbraucherzentralen. Das sind sieben Punkte mehr als im Vorjahr. „Wir fordern von der Lebensmittelindustrie mehr Tempo beim Nutri-Score“, sagt Armin Valet vom VZHH. Laut Verbraucherschützern ist die Lebensmittelampel „eine verlässliche Hilfe für Verbraucher bei der Auswahl von Produkten mit besserer Nährstoffzusammensetzung“.
Der Nutri-Score von dunkelgrünem A bis rotem E ist eine fünfstufige Ampel. Mit einer festen Formel wird berechnet, in welche Kategorie ein Produkt gehört. Zucker, Salz, gesättigte Fettsäuren und viele Kalorien wirken sich nachteilig aus. Pluspunkte bringt unter anderem ein hoher Anteil an Obst, Gemüse, Nüssen, Ballaststoffen und Proteinen. Ab November 2020 kann der Score in Deutschland rechtssicher – aber freiwillig – auf verpackte Lebensmittel gedruckt werden.
Der Nutri-Score soll Verbrauchern die Auswahl innerhalb einer Produktgruppe erleichtern – beispielsweise innerhalb der Kategorie Brot oder der Kategorie Milchgetränke. Das funktioniert umso besser, je mehr Lebensmittel innerhalb einer Produktgruppe die Ampel tragen. Laut Verbraucherzentralen werden Pizzen mit 70 Prozent der untersuchten Produkte besonders häufig gekennzeichnet, während Müsli und Milchprodukte mit jeweils 28 Prozent eher selten sind. „Ermutigend ist, dass die Anbieter die Nährstoffzusammensetzung von etwa einem Zehntel der im Laufe des Jahres untersuchten Produkte verbessert haben“, sagte Valet.
Die Verbraucherzentralen setzen sich für die Einführung des Nutri-Score ein. Das wird aber auf EU-Ebene entschieden, die EU-Kommission will im kommenden Jahr einen Vorschlag zur sogenannten erweiterten Nährwertkennzeichnung vorlegen. Doch die Zeichen stehen nicht besonders günstig für den Nutri-Score, auch weil einige EU-Staaten das System vehement ablehnen. „Die EU-Kommission wird den Nutri-Score nicht vorschlagen“, sagte die stellvertretende Direktorin der EU-Kommission Claire Bury kürzlich. Ein Sprecher der Kommission wies auf Nachfrage darauf hin, dass der Vorschlag noch in Arbeit sei.
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