
Wenn das Spiel auch bei der Weltmeisterschaft zweitrangig wird…
Im Spiel zwischen England und dem Iran (6:2) wurde es mehrfach hochpolitisch.
Die Zeit vor dem Spiel gehört den tapferen Iranern. Frauenrechtlerinnen halten an den Ständen Schilder und tragen T-Shirts gegen ihr unterdrückerisches Regime mit der Aufschrift “Women’s Life Freedom” und “Free Iran”. Es sind viele Fans im Stadion. Fast alle ohne Kopftuch. Mit lockerem Haar und Make-up. Manche zeigen sogar ihr Bein.
Das muss jeder sehen! Die Gesichter des mutigsten Teams der Welt
21.11.2022
Und politisch geht es weiter:
13:56: Stiller Protest der Iraner! Fernsehbilder zeigen: KEINE Spieler und nur ein Co-Trainer, der ihre Nationalhymne mitsingt. Das hatten die Spielerinnen bereits Ende September im Test gegen Senegal getan – und offen ihre Regierung herausgefordert, Frauen nach ungeklärten Todesfällen zu unterdrücken.
Und es hat Folgen: Irans Staatssender stellt die Live-Übertragung der Nationalhymne ein.
Spieler können nun mit Konsequenzen rechnen. Im Iran wurde spekuliert, sie könnten verboten werden, wenn sie während der Nationalhymne schweigen. Nach Schätzungen von Menschenrechtlern sind im Iran bei landesweiten Protesten bisher mindestens 360 Menschen getötet worden.
So mutig! Im Weltfernsehen demonstrierten Iraner gegen ihr repressives Regime
Fast im Hintergrund: Um 13.57 Uhr zieht Englands Kapitän Harry Kane seine Trainingsjacke aus. Aufgedeckt: Kane trägt die offizielle Fifa-Kapitänsbinde statt der „One Love“-Armbinde. Damit ist es offiziell: England hat sich wie sechs andere europäische Nationen dem Druck der FIFA gebeugt. Einschließlich Deutschland!
Kane ignoriert jedoch die Forderung des Weltverbands, in der Vorrunde eine “Football Unites The World”-Armbinde zu tragen. Stattdessen schnappte er sich das Viertelfinalband „No Discrimination“.
So schwach! Wie sechs andere europäische Nationen hat England Drohungen der FIFA zugelassen, um sie davon abzubringen, das „One Love“-Band als Symbol der Vielfalt zu tragen. Englands Kapitän Harry Kane trug stattdessen die offizielle WM-Armbinde
Kurz vor Spielbeginn knieten die Briten kollektiv als Zeichen der Vielfalt und gegen Ausgrenzung.
Dann kommt der Ball ins Rollen, aber nicht lange. Nach neun Spielminuten wurde Irans Torhüter Ali Beiranvand nach einem Kopfstoß mit einem Mitspieler insgesamt 11 1/2 Minuten behandelt, bevor er schließlich ausgewechselt wurde.
Englands erstes WM-Tor erzielte in der 35. Minute der einzige Star in der ersten Elf, der nicht in der heimischen Premier League spielt: BVB-Superstar Jude Bellingham (19) steigt schön aus einer Flanke von Shaw und schickt den Ball über seinen Kopf ins Tor entfernte Ecke.
In der 43. Minute setzte Saka den Ball mit dem linken Fuß unter die Latte und traf zum 2:0. In den ersten 14 (!) Minuten der Nachspielzeit sorgt Sterling nach einem feinen Tanz im Strafraum für die Vorentscheidung zum 3:0, Saka zum 4:0 (62.). Taremi nach wunderschönem Pass von Gholizadeh zum 1:4 (65.). Rashford trifft zum 5:1 (71.), Grealish zum 6:1 (90.).
Kurz vor Schluss noch ein politisches Zeichen: Die gesamte Iran-Kurve ruft den Namen Ali Karimi (44). Der ehemalige Bayern-Star lebt im kanadischen Exil und gilt in den sozialen Medien als eine der wichtigsten Stimmen der iranischen Freiheitsbewegung.
Taremi sorgte in der 13. Minute der Nachspielzeit per Elfmeter für das 2:6. Nach insgesamt 117 Minuten Spielzeit ist Schluss.
Am Ende war es Englands erster Erfolg nach sechs Spielen in Folge ohne Sieg. Aber die Welt feiert die tapferen iranischen Helden.